Anlage 1
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Anlage zu:  „Die Nissenhütten in Heessen.“

 Bericht meines Freundes Jürgen Springfeld, der in den „Nissenhütten“ wohnen mußte.:

 „Nissenhütten.

 

Meine Schulzeit und mein Leben in den Nissenhütten  „Neuer Kamp“ sind eine Einheit.

   Die Nachbarn waren u.a. Kaninchen-  und  Hühnerdiebe, Messerstecher, Engelmacherin, Klein-Betrüger (Griff in die Kasse des katholischen Kirchenchores von St. Josef und Waschmittelverkauf ohne Begleichung der Rechnungen beim Zulieferer).Gelegentlich wurden Hunde bei einem Nachbarn verzehrt, angeblich „gut gegen Rheuma“.

In dieser Straße habe ich als Schulkind nur ein einziges Mal mit einem anderen Jungen eine Auseinandersetzung gehabt. Der war ein Jahr jünger, hatte große Fresse (wie man damals sagte“, und bekam einen verpasst. Das wars.

   Für mich war der Neue Kamp dennoch auch etwas unheimlich bei dem Wissen um unsere Nachbarn.

   Im Übrigen diente die Straße als Fußweg zum Friedhof und sonntags als Weg in die Wälder. Zur Schule waren es – im Sturmschritt der 7. Klasse – genau fünf Minuten. Beidseitig vom Schulweg  bis zum Anfang „In der Hölle“, hatte Opa Kraatz seinen Garten. Eine riesige Fläche, die er mit dem Spaten bearbeitete und überwiegend Kartoffeln anpflanzte. Opa Kraatz war Zechen-Rentner, mit weißem Vollbart und er war der einzige mir bekannte Kommunist und soll während der Nazi-Zeit im KZ oder zumindestens in „Schutzhaft“ gewesen sein. Er war ein bärbeißiger Typ und wurde eigentlich von allen Kindern gehänselt. Mein Vater hat mir dies ausdrücklich verboten. Gelegentlich hatte er sich länger am Zaun mit Opa Kraatz unterhalten.

   Zu allen Zeiten hat es draußen genügend Kinder zum Spielen gegeben:

Pinchen-Kloppen, Völkerball, „Deutschland erklärt den Krieg gegen…“ (und das acht Jahre nach dem Völker-Drama), Doktorspiele, Fußball, Kartoffelfeuer, Rodeln am Hardinghauser Knapp, Hüttenbau und Kinder-Schützenfest.

   Diese Outdoor - Aktivitäten waren wunderbar aber unfreiwillig; Keiner hatte so viel Wohnraum, dass er mehr als einen Menschen mit in die Wohnung bringen konnte bzw. durfte ! Überall war es eng.

   In Spitzenzeiten wohnten acht Menschen in der 45-Quadratmeter-Hütte. Es gab im vorderen Teil einen Wohn/Schlaf/Koch/Ess/Lern/Bügel-Raum und zwei Schlafzimmer im hinteren Teil. Stockbetten in den Schlafzimmern ging nicht. Die optisch-erbauliche Rundform der Wand-Decken-Konstruktion ließ so etwas nicht zu. Es war nur schrecklich!! Im Sondergebäude im Hof, spiegelbildlich mit dem Nachbarblechbungalow, ein Plumpsklo, ein Stall mit Schweinekoben und zur Lagerung der Deputatkohle. alle Grundstücke mit Garten, Grundstückgröße  10 x 40m, angrenzend an die Viehweiden des Bauers Vogelmann.

   Die Freiflächen wurden von allen als Gemüsegärten genutzt: Bohnen, Erbsen, Möhren, Kohl, Kohlrabi, Tabak (!), Rhabarber, Kartoffeln, Beerensträucher und einige Blumen im Vorgarten von der Größe 2 x 3 Meter.

Die Straße bestand aus festgefahrener pulverisierter Kokereiasche. Bei feuchtem Wetter als schwarzer Schmier und bei Trockenheit als gesundheitsgefährdender schwarzer Staub allgegenwärtig.

   Immerhin, es gab Strom und eine Frischwasserleitung und Abwasser. In jedem Wohnraum gab es Stromleitungen für ein Deckenlicht und eine ( ! ) Steckdose im vorderen Multifunktionsraum. Die Böden waren mit ca. 30 x 30 cm großen roten Steinfliesen ausgelegt.

   Die Wände bestanden aus Wellblech, außen senkrecht und innen waagerecht verlegt und verbunden. Dazwischen ca. 10 cm  Glaswolle zur Dämmung. Winterliche  Witterungsbedrängnisse wurden durch die auskömmliche Versorgung mit Deputatkohle wettgemacht. Der Hitze des Sommers konnte nichts entgegengesetzt werden, zumal zu diesen Zeiten an Kühlschränke in Wohnungen noch nicht zu denken war.

 

   Im Mai 1959 zogen wir vom Neuen Kamp in die Marienburger Straße, in eine Wohnung der „Neuen Heimat“. „