Die „Grüne Minna“.
Was ist eine „Grüne Minna“ und woher
kommt der Name ?
von
Hauptkommissar a. D. Siegfried Paul |
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Häufig hört oder liest man den Ausdruck „Grüne Minna“
und genauso häufig wird er falsch benutzt. Vor allem jüngere Menschen
benutzen ihn als Ausdruck für einen Streifenwagen der Polizei. Dies ist
jedoch nicht richtig. |
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Was ist nun eine „Grüne Minna“ ? |
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In der Mitte des 1900 Jahrhundert wurde
festgenommene Personen noch zu Fuß der Wache zugeführt.
Selbstverständlich erfolgte die Überstellung zu Gerichten oder zu den
Haftanstalten ebenfalls noch zu Fuß. Die Gendarmen begleiteten die
gefesselten Häftlinge mit dem Fahrrad. Längere Überstellungen in weiter
entfernt liegende Haftanstalten oder vor Gerichte in anderen Städten,
erfolgten mit der Eisenbahn. Besondere Transportbeamte übernahmen die
Begleitung. Dies war auf Dauer sehr umständlich und mit erheblichen
Risiken belastet. 1866 wird dann erstmals die Einführung von
Gefangenentransportwagen in Berlin erwähnt. Es handelte sich um ein
geschlossenes Pferdefuhrwerk mit Luftschlitzen. Dies erste
Transportfahrzeug für Gefangene war grün gestrichen. |
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Der Ausdruck „Zur Minna gemacht werden“ bedeutete
damals schon „ fertig gemacht bzw. herabgesetzt zu werden“. Wer also
festgenommen und in die grünen Gefangenenwagen gebracht wurde, kam ins
Polizeipräsidium am Alexanderplatz und wurde „fertig gemacht“. |
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So entstand schnell im Volksmund der Ausdruck
„Grüne Minna“ für den Gefangenentransportwagen der Polizei. |
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Die Erklärung, das der Ausdruck „Grüne Minna“ aus
der Gauner- und Vagabundensprache stammte, dem „Rotwelsch“, wird heute
ebenso noch verwandt, bedeutete doch im Rotwelsch „grean picken“ =
fasten und „Grean pfeiffen“ = ohne Obdach sein und „Greaner“ bedeutete
einfach = Gauner. Grean hatte also etwas Unangenehmes zur Folge
oder bedeutete etwas Unangenehmes. In Verbindung mit dem Namen „Minna“
eine Verkürzung des Namens Wilhelmine, soll danach der Ausdruck „Grüne
Minna“ entstanden sein. Minna war herabsetzend der Name für eine
Dienstmagd bzw. Hausmädchen. Als solche hieß man nicht Wilhelmine,
sondern kurz (und durchaus auch herabsetzend) Minna. Wer also in dem
Fahrzeug saß, wurde herabgesetzt und fertig gemacht. |
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Welche der Erklärungen nun die richtige ist, wird
wohl nicht mehr genau zu klären sein, möglicherweise sind beide
Erklärungen ein Teil der Wahrheit. Während einige Bürger die grüne Farbe
zum Ausschlag für den Namen sahen, haben Andere möglicherweise den
Gefangenenwagen als Beförderungsmittel für Gauner, also „Greaner“
angesehen und die Namensgebung „Grüne Minna“ deswegen gewählt. |
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Im englischen Sprachraum hieß der Gefangenenwagen
„Black Maria“ oder „Paddy Wagon“. |
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Im Zuge der aufkommenden Motorisierung Anfang des
20. Jahrhundert, kamen natürlich auch die ersten motorisierten
Gefangenentransportwagen auf. In Berlin ist bereits 1910 ein solcher in
Gebrauch. 1927 wurde ein weiterer Gefangenentransportwagen von der Firma
Bergmann in Berlin-Rosenthal gebaut. Dieses Fahrzeug hatte ein Gewicht
von 3,5 to., war mit einem 38 PS Motor versehen und erreichte eine
Höchstgeschwindigkeit von 27 km/h. Dies Fahrzeug kann man heute noch in
der Polizeihistorischen Sammlung Berlin, Platz der Luftbrücke, 12096
Berlin bewundern. Allerdings ist dieses Fahrzeug mit dem modernen
„Polizeigrün“ lackiert. Im Original war die grüne Farbe wohl eher
dunkelgrün. |
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Wie schnell die „Grüne Minna“ auch in der
Literatur Einzug fand zeigt sich z.B. in Erich Kästners „Emil und die
Detektive“. Auch dort wird der Gauner, Herr Grundeis-Müller-Kießling
nach seiner Festnahme „in die grüne Minna verfrachtet und zum Präsidium
am „Alex“ gebracht.“ |
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Es gibt auch noch andere Erklärungen, die
allerdings zwar lustig sind jedoch weniger brauchbar. Sie sollen aber
nicht unerwähnt bleiben. |
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So soll z.B. ein Hamburger Kindermädchen mit dem
Namen Minna, mit einem Karussell so lange gefahren sein, bis ihr Übel
wurde und sie grün im Gesicht war. Als sie sich nach der letzten Fahrt
übergeben musste, geschah dies ausgerechnet auf die Füße des Standbildes
des Landesherrn . Aufgebrachte Bürger riefen daraufhin die Obrigkeit. In
einem Polizei-Pferdewagen wurde die im Gesicht immer noch grüne Minna
zur Wache transportiert. Von dieser Begebenheit wird auch die
Bezeichnung „Grüne Minna“ abgeleitet. Lustig, aber nicht ernst gemeint. |
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Die heutigen Gefangenentransportwagen der Polizei sind den normalen
Programmen der Autoherstellern entnommen und für die Personenbeförderung
speziell umgebaut. Nachdem auch die Polizei langsam wieder auf die alte blaue
Farbe bei den Uniformen und den Polizeifahrzeugen umschwenkt, wird es wohl bald
nur noch die „blaue Minna“ geben. |
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Sollten Sie noch eine andere Erklärung des Namens
„Grüne Minna“ haben, lassen Sie es mich bitte wissen. |
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In den folgenden Bildseiten stelle ich die alte
„Grüne Minna“ vor. |
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