Der Bunkerbau begann im
September 1941. Er ist einer der fünf Luftschutzbunker, die 9 geschossig
gebaut wurden.
Die Bauarbeiten führte die
Hammer Firma Schröder und Bergmann aus. Dazu wurden ihr vor allem
französische Kriegsgefangene zur Verfügung gestellt. Das Gefangenenlager
befand sich in Hamm – Norden, an der Ecke Münsterstraße – Heessener
Straße, hinter der Gaststätte „Dieckmann“. Die zur Arbeit eingesetzten
Leute, musste jeden Tag zu Fuß zur Arbeit und wieder ins Lager. Viele
Berichte sprechen davon, das die Kriegsgefangenen im Saale der
Gaststätte untergebracht waren, dies trifft aber nicht zu. Die Baracken
hinter der Gaststätte Dieckmann standen noch nach dem Kriege.
Der Bunker war ausgelegt
für 504 Liegeplätze und 120 Stehplätze. Obwohl man nach einem Bericht
des Polizei- und leitenden Luftschutzarztes, Dr. Wilms, auf eine
Höchstbelegung von etwa dem 5 fachen auszugehen hatte, war die Belegung
in besonderen Fällen erheblich höher. (Anlage 16 )
Die 5 fache Belegung, bezogen auf die 7 Zellenetagen,
wäre mit 3744 Personen anzunehmen gewesen. Mir liegen aber Berichte vor,
dass eine Zellenbelegung mit 24 Personen keine Seltenheit war. Hinzu
kamen aber die Räume vor den Zellen, vor den Sanitärräumen, in den
Treppenhäuser und den Funktionsräumen in den 2 unteren Etagen. Dort
waren Arzt-, Sanitäts- und Hebammenräume. Räume für Bunkerwart und
Technik. Auch diese Räume wurden in den letzten Kampftagen bis zur
äußersten Grenze belegt, weil die Bevölkerung vermehrt in die Bunker
strömten.
Ich halte Berichte, wonach der Bunker Widumstraße
teilweise bis zu 6000 Insassen aufnehmen musste, für durchaus wahr.
Nach einem Bericht war auch der Bunker Feidikstr. mit
bis zu 6000 Menschen belegt. (Anlage 17 )
Ein weiterer schriftlicher Bericht des Polizeiarztes
ist noch erhalten, nachdem in einer Zelle des Schillerbunkers bei einem,
Angriff 36 Personen waren. Diese stehen sogar noch namentlich fest.
(Anlage 18 )
Einem Bericht des Stadtamtmannes Heiermann, der 1945
die Bunkerversorgung durchführte, ist zu entnehmen, das im
Westentorbunker rund 6000 Menschen zu verpflegen waren. (Siehe hierzu
unter „Hamm 1945“ Folge 07, sein Bericht auf dieser Homepage.)
Ein geordneter Einlass war auch nicht mehr möglich.
Vor einem Angriff ( 25. Okt. 1944), kam es vor dem Bunker auch noch zu
erheblichen Zwischenfällen. Die Zeit zwischen Voralarm und Vollalarm war
sehr kurz gewesen und bei Vollalarm strömten die Menschen in Panik in
den Bunker, zumal die Flak bereits angefangen hatten zu schießen. Durch
die gegenströmenden Menschenmassen wurden die Leute vor den Eingängen
derart zusammengepresst, dass sie nicht mehr in der Lage waren, zu
atmen. Etliche Leute verfielen in Bewusstlosigkeit. Es kamen
nachweislich 6 Menschen zu Tode. (Anlage 19
)
Auf Anordnung des Polizeidirektors wurden dann auf
den Eingangstreppen der anderen Bunker Holzrampen ausgelegt, damit die
Sturzgefahr gebannt wurde und niemand mehr zu Tode getreten wurde. Dies
erfolgte auf Vorschlag des Dr. Wilms.
Die Zustände in den Bunkern waren teilweise
unbeschreiblich. Ein Bericht des Polizeiarztes gibt darüber Auskunft.
Z.B.: „Die Kissen in den Zellenbetten triefen
teilweise vom Urin der Kinder. Die Luft ist ätzend. Der Aufenthalt
unerträglich.“ (Anlage 20-22 ) An anderer Stelle wird berichtet, das
Insassen sich die Möglichkeit geschafft hatten, Lüftungsklappen zu
öffnen, was natürlich eine erhebliche Gefährdung aller Insassen
bedeutete. Durch die starke Belegung lief nach nur einer Stunde
Aufenthalt das Kondenswasser in Strömen die Wände runter.
Ein Zeitzeuge erinnern sich, das der Bunker
Feidikstraße, in dem seine Familie in der 7 Etage eine Zelle zugewiesen
bekommen hatte, bei Bombenabwürfen richtig gehend wankte. Das Licht ging
manchmal aus. Im Bunker staubte es und die Kinder schrieen. Solch eine
Situation hat auch Frau Ilsemarie von Scheven im Feidikbunker miterlebt.
In einem Gespräch berichtete sie mir, dass sie auf dem oberen Bett in
ihrer Zelle gesessen hatte, neben ihr mehrere kleine Kinder, als das
Licht ausging und der Bunker förmlich wackelte. Natürlich weinten die
Kinder und Ilsemarie von Scheven legte sich teilweise über die Kinder
und versuchte sie zu beruhigen, was ihr auch gelang. Einen schriftlichen
Bericht ihrer Erinnerungen um den Feidikbunker, den sie für die
Polizeihistorische Sammlung gefertigt hat, möchte ich nun folgen lassen. |
"Während des
Bunkerbaus erinnere ich mich, dort einmal vorbeigegangen zu sein.
Französische Kriegsgefangene arbeiteten an dem Betongeflecht, einer
hatte eine Zigarette im Mund.
Bevor mein
Elternhaus am 22.04.1944 unbewohnbar wurde, sind wir von hier
(Friedrichstr. 30) schon in den Feidikbunker gegangen < eine
Angestellte, meine Mutter und ich. Mein Bruder war bereits Soldat, mein
Vater als Leiter des San. Zuges 1 dienstlich unterwegs >
Hinreichende „Bombenerfahrung „ hatte
meine Mutter, die im Sommer 1940, als ich im Reichsarbeitsdienst war,
mit meinem Bruder während des Brandes Bettenhaus Reinhard, im Hauskeller
saß.
Nach dem 22.04.1944 wohnte ich mit meinen Eltern zunächst bei
Bekannten, Goethestraße 16, verloren dort (Treffer auf die Garage)
weitere Eigentums-Gegenstände und bekamen dann eine Etagenwohnung im
Hause Goethestraße 27 zugewiesen. Der Vormieterin stand soviel Wohnraum
nicht mehr zu, sie war zu ihrer Tochter gezogen. Zwischenzeitlich war
vor uns dort ein Wehrmachtsoffizier mit seinem Burschen wohnhaft gewesen
< Zustand der Küche: mehr als ungepflegt >. Von der Goethestr. aus war
der Weg zum Feidikbunker für uns jetzt viel näher. Allerdings war meine
Mutter nachtblind, ich hatte immer Mühe, sie über die Bordsteine zu
lotsen. Ab Oktober 1944 war der Feidikbunker unsere „zweite Heimat“. Mit
der Zellenbesatzung <Frauen und Kinder > entwickelte sich bald ein fast
familiäres Verhältnis. Ein Eisenbahner, dessen Frau stets eintrudelte,
kam nur, wenn er keine „Schicht“ hatte, einmal auch ein im Osten
eingesetzter jüngerer Lokführer während seines Fronturlaubs. Traurig
meinten bei stundenlangen Bunkeraufhalten die beiden Männer: Wenn wir
doch wenigstens einen dritten Mann zum Skat hätten ! Dem ließ sich
abhelfen, ich konnte Skat < vom Vater gelernt während eines verregneten
Harz-Urlaubs >, man setzte ein Klappstühlchen zwischen die Knie der
links und rechts aufgereihten Frauen, einen Handkoffer darauf und höchst
amüsiert betrachteten die Bunkerinsassen den 2/3 „Männerskat“. Der
Fronturlauber, an und für sich glücklich, bei Frau und Kleinkind zu
sein, deutete mehrfach an, an der Front im Freien fühle er sich wohler
als in Hamm hinter Beton.
Außer in den Bunkerzellen, standen in dem Gang davor, an der dem
Zelleneingang gegenüberliegenden Seite, Holzbänke, auch diese mit
Insassen und deren Gepäck belegt. Wer zur Toilette musste, wand sich
durch die Enge bis ans Gangende , wo meines Wissens etwa acht Kabinen
waren. Zwei ältere Frauen verdienten sich mit Aufsicht und Reinigung ein
kleines Zubrot, - als die Wasserversorgung ausfiel, sollen sie mit den
Händen die Toiletten entsorgt haben. Eine junge Frau < die des
Fronturlaubers > war gerade „austreten“ mit ihrem Kleinkind, als Bomben
fielen, das Licht ausging und sie samt Kleinkind gegen die Wand
taumelte. Reaktion der Kleinen: „Mama, was war das ?“.
Was unseren Bunkerwart angeht: er stand auf dem ersten
Treppenpodest und ermahnte die Leute zur Eile. Meines Wissens hieß er
Karl Schröer und war ein kleiner freundlicher Zeitgenosse, nicht
uniformiert. Was den achttägigen Aufenthalt während des Kampfes um Hamm
angeht (Ostern 1945), so ist mir nur noch folgendes im Gedächtnis
geblieben: meine Mutter und ich wurden angewiesen, nicht unsere
„Stammzelle“ aufzusuchen, man wies uns in die sog. Arztzelle im
Hochparterre. Zuvor war in den Häusern durchgesagt worden, man möge die
Bunker aufsuchen mit etwas Lebensmittelvorrat, es könne einige Tage
dauern. Meine Mutter schickte mich in den Vorratskeller, wo noch einige
wohl gehütete Weckgläser mit Kompott standen. In einen Handkoffer packte
ich spontan noch ein oder zwei Gläser mit Schnibbelbohnen. „Was willst
du denn damit ?, die können wir doch nicht kalt im Bunker essen „. Ich
nahm die Gläser dann doch mit. Sehr bald verbreitete sich im Bunker das
Gerücht, es heiße, Hamm solle umkämpft werden, deshalb würden Frauen und
Kinder aufgefordert, sich zu Fuß auf den Weg Richtung Süden/Arnsberg zu
machen.
( Anmerkung des
Chronisten: Siehe auch Bericht der Frau Mazzoli, die über den Bunker
Schillerstr. gleiches berichtet. Folge „Hamm 1945 Folge 1, zweiter
Bericht)
Mein
Vater, der bald darauf zum Dienst im Städt. Krankenhaus abgeordnet
wurde, hatte sich wegen Übermüdung in die Zelle hingelegt. Meine Mutter
weckte ihn und fragte, was zu tun sei. Er blinzelte und sagte nur kurz:
„Unsinn, hier bleiben“!. Nur ganz wenige Insassen dürften der
Aufforderung gefolgt sein- zu hören waren wohl in allen Etagen
ablehnende Bescheide, vielleicht erstmals im 3ten Reich „ massiver
Wortwiderstand“.
Es muss am ersten oder zweiten Tag
gewesen sein, dass Dr. Wilms < meine Eltern duzten sich mit ihm > im
Feidikbunker erschien, er bekam am Eingang einen Streifschuss/Splitter ?
durch die Oberlippe. Mein Vater meine dazu: „Typisch Friedrich- der ist
einfach zu neugierig- ! Später erfuhr ich, Dr. Wilms habe meinen Vater
als „Bunkerchefarzt“ abgezogen – er tauge nicht für diese Aufgabe. Da
mein Vater nie gedient hatte < Operation im Kindesalter, nicht k. v. >
war diese Entscheidung sicher richtig; Bunkerarzt wurde der etwa 70
jährige Dr. med. Carl Böckelmann senior. Als während der Kämpfe
verwunderte deutsche Soldaten herangetragen wurden, sorgte er für eine
provisorische Erstbehandlung im Kellergeschoß, wo angeblich noch ein
Wasserhahn lief. Ihm assistierte die Frau des Hammer Nervenarztes Dr.
Oeckinghaus, Meta Oeckinghaus geb. Salberg. Einmal habe ich einen
verwundeten Soldaten im Gang vor der Arztzelle gesehen, er lag auf der
Holzbank, das Blut tropfte zu Boden. Am Ende des Ganges sah ich einmal
zwei recht alte deutsche Soldaten, mit abenteuerlichen Beutegewehren,
die sich total erschöpft in den Zivilbunker begeben hatten – was nicht
erlaubt war. Es schienen mir Österreicher zu sein. Nach den Kampftagen
erlebte ich in der HNO-Praxis meines Vaters österreichische Offiziere
als Patienten – mit für uns ungewohnten fast tändelhaften Manieren-.
Etwa Mitte der acht Bunkertage,
wurde es im Gang einmal laut, wir öffneten die Tür, um mitzubekommen,
was los war. Der kleinwüchsige alte Dr. Böckelmann stand vor einem
riesigen SS-Offizier, der bleich in einem fast bodenlangen Ledermantel
vor ihm stand und rief, er werde auf der Bunkerkrone einen Gefechtsstand
errichten. Böckelmann schrie zurück: Das werden sie nicht tun, - ich
habe hier die Befehlsgewalt !! Und ich lasse sie erschießen ! brüllte
der Offizier zurück. Er war wohl total übernächtigt, konnte aber
innerhalb des Bunkers seine Drohung nicht wahr machen, und draußen
schlugen die amerikanischen Granaten ein. Später habe ich erfahren, die
SS-Einheit aus Unna sei über Rhynern nach Hamm-Süden marschiert, habe
sich dann nachts im Hofgelände der Volksschule Lessingstraße verborgen <
Turnhalle ? > und habe die Nacht abgewartet, nachdem am Tage ein
amerikanisches MG-Nest auf dem Langewanneweg gezielte Schüsse mit
Todesfolge abgegeben habe. Über den Schillerplatz hatten die
Waffen-SS-Leute schließlich den Feidikbunker erreicht. Das sie alle
Todeskandidaten waren, dürfte ihnen klar gewesen sein.
Alle Bunkerinsassen, die nur wenig
Brot auf Marken zu Hause hatten, litten dann Hunger. In unserer Zelle
teilte man sämtliche mitgebrachten Vorräte, auch unsere kalten
Schnibbelbohnen fanden dankbare Abnehmer. Etwa zur Hälfte der Zeit hörte
ich, wie die Verantwortlichen darüber sprachen, in der Drogerie Wilke/Sedanstraße,
gleich gegenüber gebe es noch einen Sack Milchpulver, den man für die
Kleinkinder holen müsse. Doch auch nachts schossen die US-Truppen, die
inzwischen den Bahndamm erobert hatten, mit Granaten die Querstraße
entlang und gegen die Bunkerwand. Keiner der Männer traute sich ins
Freie, bis schließlich ein höherer Polizeibeamter Plunien < Studienrat
in Hannover ? > mit bleicher Miene sagte: Ich gehe ! Ob die Aktion
gelang, konnte ich nicht wahrnehmen. Gegen Ende unserer „Bunkerhaft“ gab
es ruhige Phasen, ein etwa 12 jähriger Junge wagte es, in die nahe
gelegene Wohnung zu rennen, er kam auch mit einem Töpfchen Suppe zurück,
wurde getroffen und taumelte sterbend zum Bunkereingang.... wer sollte
der Mutter Bescheid geben ???
Als dann schließlich alles
entlassen werden konnte, stand vor dem Bunkereingang ein US-Amerikaner
schwer bewaffnet neben einer Holzbank, auf die Waffen und Photoapparate
von deutschen Zivilisten gelegt werden sollten. An den Wänden draußen
klebten große Plakate: Militärregierung - Befreiung...
Zu Hause musste ich dann unseren
Photoapparat und eine zur Dekoration dienende Uralt-Pistole meines
Urgroßvaters zur Polizei tragen. Das alte Museums-Schießeisen wies der
deutsche Beamte zurück, der Photoapparat wurde beschlagnahmt.
Übrigens habe ich in einem
tunnelartigen Durchgang unter dem Haus an der Feidikstraße, schräg
gegenüber der Einmündung Taubenstraße, einen toten Soldaten liegen sehen
(die gleichen Angaben machte Zeitzeuge Friedhelm Koch, der ebenfalls
in dem Bunker gewesen war und der in der Goethestr. wohnte.) etwa
zwei Tage danach auf dem Schillerplatz ein totes Pferd.
Zu erfahren war noch, dass zwei
verspätet in den Bunker hastenden Personen um die Ecke Schillerstraße /
Taubenstr. bogen, dabei stürzte gerade in diesem Moment eine hohe
Ruinenwand ein und begrub einen Heranwachsenden unter sich. Der
Großvater habe den Jungen dann mit bloßen Händen ausgegraben – tot -. Ob
dies während der Kampftage geschah oder kurz zuvor, weiß ich nicht mehr.
In meiner „Dienststelle“
Polizeidirektion, musste ich mich ja nun auch wieder melden. Von der
Hohe Str. her gewahrte ich einen US-Soldaten auf der Kreuzung
Borbergstraße, mit ganzen Schnüren Patronen um den Hals. Als ich
deutlich gemacht hatte, ich arbeitete dort, ließ er mich passieren. In
der Direktion waren alle Fenster herausgeflogen und anfangs alles leer
und still. Schließlich begegnete ich Herrn < Oelker ? > , der meinte,
ich solle mal ins Kellergeschoß gehen. Anmerkung des Verfassers: Herr
Oelker war Angestellter in der Luftschutzpolizei. Er wurde nach dem
Krieg in den aktiven Polizeidienst übernommen, hat später aber die
Hammer Polizei verlassen.) Durch eine halb geöffnete Tür fiel der
Blick in den großen Besprechungsraum, wo U-förmig ein dreischenkeliger
Tisch stand. Ringsherum saßen deutsche Polizeibeamte und Amerikaner, auf
den Gelenkstellen des Tisches im Schneidersitz Besatzungssoldaten, in
jeder Hand ein Gewehr (?) und aufmerksam die Runde musternd. Ich ging
dann unverrichteter Dinge meiner Wege."
-
Niederschrift Ilsemarie
von Scheven, 15./16. November 2004 –
(Vermerk des Chronisten:
Die Originalschrift befindet sich in der Polizeihistorischen Sammlung –
Paul, im Polizeipräsidium Hamm.)
In einem Bericht an alle Bunkerärzte,
berichtet Dr. Wilms (Leitender Luftschutzarzt und Polizeivertragsarzt)
am 27.10.1944 folgendes.: (Anlage 23)
„ An
alle Bunkerärzte
-
Die
Kontrolle der letzten Zeit hat ergeben, dass trotz wiederholten
Befehls in mehreren Bunkern in den oberen Stockwerken keine
Laienhelferinnen anzutreffen sind, sondern sich alle im
Erste-Hilfe-Raum aufhalten. Es wird nochmals darauf hingewiesen,
dass die dem Bunker zugeteilten Laienhelferinnen sich auf alle
Stockwerke zu verteilen und aufzuhalten haben. Es ist
unstatthaft, sich die Kranken durch Soldaten oder andere
hilfsbereite Männer und Frauen unten in die Sanitätsräume zur
Behandlung und Labung bringen zu lassen.
-
Ferner ist
festgestellt, dass sich in manchen Zellen dauernd Bunkerinsassen
befinden. Diese sind zum Teil krank und bettlägerig, haben hohes
Fieber und können andere Menschen in der schlechten,
sauerstoffarmen Bunkerluft leicht anstecken. Es ist darauf zu
drängen, dass diese im eigenen Interesse nach Hause verlegt werden.
Ein Kind mit Masern und Lungenentzündung bedarf dringend der
frischen Luft und stirbt, wie es schon häufiger vorgekommen, bei
dauerndem Bunkeraufenthalt. Dasselbe ist auch bei
älteren Grippekranken der Fall, die zu Hause schnell genesen würden,
hier im Bunker jedoch langsam dahinsiechen. Hinzu kommt, dass das
Befinden vieler Herzkranken mit Lungenschäden ( Herz- und
Lungenasthma) sich bei dauerndem Bunkeraufenthalt sehr verschlimmert und diese Personen leicht
zusammenbrechen.
-
Um die Schädigungen und Verletzungen im Bunker,
besonders nach dem Angriff, buchmäßig festzuhalten, (für
Ersatzansprüche, Versorgungsangelegenheiten, Verwundetenabzeichen
und dergl.) ist es dringend erforderlich, dass über jeden einzelnen
Fall in der Verletztenliste, die von der LS.-Leitung jedem Bunker
zugestellt ist, die Eintragungen vorschriftsmäßig erfolgen. Hierzu
ist eine schriftgewandte Person anzustellen, die auch die Rubriken
richtig und fehlerfrei ausfüllen kann. Es werden bis jetzt nur von
einem Bunker (Schillerplatz) ordnungsgemäße Eintragungen gemacht.
Der Bunkerarzt ist verpflichtet, 24 Stunden nach dem Angriff
unaufgefordert die Verletztenliste auf der Sanitätsstelle
(Polizeidirektion) einzureichen.
-
In den LS.-Bunkern, in denen sich der
Sanitätsraum noch nicht im Keller oder Erdgeschoß befindet, ist es
notwendig, dass ein abgesetzter Raum geschaffen wird, wohin
Schwerverletzte auf Tragen gebracht werden können. Dieser Raum
steht bei Alarm der Schutzpolizei, Luftschutzpolizei und den
Einsatztrupps zur Verfügung, ist jedoch nach dem Angriff sofort zu
räumen, damit hierin die Verletzten gebracht werden können.
Wilms
Führer des LS.-San.-Dienstes
„
Zur Versorgung der Erkrankten und
Verletzten, waren natürlich auch Medikamente in den Bunkern gelagert.
Für den Bunker Widumstraße war so die Adler-Apotheke E. Cobet, Hitler
Platz 12 – heute wieder Marktplatz – zuständig. In der Anlage 24,
können sie eine Aufstellung der eingelagerten Arzneimittel sehen.
Aber auch Berichte von anderen
Bunkern liegen mir noch vor, die einen Einblick in die Lebensbedingungen
der Bunker ergeben. In der (Anlage 25)
können sie den Bericht des Bunkerwartes Klee nachlesen, der den Bunker
an der Posener Str. betreute.
Eine Aufstellung der Bunkerwarte, der
Bunkerärzte und des weiteren Bunkerpersonals ist in den (Anlagen
26 – 28) nachzulesen.
Weiterhin habe ich Bunkerpläne in den
( Anlagen 29 – 31) eingestellt.
Zum Abschluß dieses Berichtes können sie
einen Bauplan der Polizeidirektion Hamm sehen. Dort wurde im Keller die
Luftschutzbefehlsstelle eingerichtet. ( Anlage 32) |