Nichts ist wichtiger, als ein Kind zu loben. Diese Erkenntnis machte sich
1961
der Kreisgruppenvorsitzender der Hammer Gewerkschaft der Polizei, Polizeiobermeister
Karl-Heinz Antekeuer, zu eigen. In einem Alleingang startete er mit dem
bekannten Hammer Journalisten Karl (Kalli) Siebert eine Aktion, die bis
heute ein fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit ist und unter dem Namen
„Fest der ehrlichen
Finder“
eine
Traditionsveranstaltung wurde. Antekeuer und Siebert , der schon damals bei
den Nikolausfeiern der Hammer GdP als Nikolaus auftrat, bestiegen am
6.12.1961 einen Streifenwagen und fuhren einige Hammer Schulen an. Dort
überreichte der „Nikolaus“ und der Polizist insgesamt sechs Schülern, die in
diesem Jahr als ehrliche Finder bei der Polizei bekannt geworden waren, ein
Präsent. Natürlich wurden auch die übrigen Kinder mit Süßigkeiten vom
Nikolaus bedacht. Diese Aktion erregte großes Aufsehen, zumal der Nikolaus
in einem offenen Streifenwagen quer durch die Stadt fuhr. Selbst ein
Fernsehteam war an diesem Tage in der Stadt und berichtete. Diese gesamte
Aktion war so spontan entstanden, dass nicht einmal der übrige Vorstand der
GdP-Kreisgruppe unterrichtet worden war. Im Protokoll der Vorstandssitzung
vom 20.12.1961 ist dann auch nachzulesen:
„ Als einziger Punkt der Tagesordnung wurde die Nikolausfeier und
insbesondere die Fernsehübertragung anlässlich der Belohnung von sechs
ehrlichen Kindern, die im vergangenen Jahre Fundsachen bei der Hammer
Polizei abgegeben hatten , erörtert.
Diese schöne Maßnahme hatte bei allen Schichten der
Bevölkerung – nicht nur in Hamm- großen Anklang gefunden. Auch von den
Vorstandsmitgliedern wurde diese Sache restlos gewürdigt. Nur die Art der
Durchführung hätte vorher mit den anderen Vorstandsmitgliedern besprochen
werden müssen.“
Am 7.12.1961 berichtete der „Westfälische
Anzeiger und Kurier“:
Hammer Polizei belohnte sechs ehrliche
Kinder.
In der Stadt winkten die Kinder gestern
morgen einem Polizeiwagen nach, aus dem sie ein freundlicher Nikolaus
gegrüßt hatte. Wo immer Kinder zusammenstanden, hielt der Funkstreifenwagen,
der gewöhnlich mit Blaulicht und Martinshorn durch die Straßen jagt , und
St. Nikolaus teilte Schokolade und Bonbons aus. Ziel des Polizeifahrzeuges,
in dem mit dem Nikolaus auch der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei,
Obermeister Antekeuer saß, waren vier Hammer Schulen. Dort besuchte der
Nikolaus Kinder, die sich im letzten Jahr durch eine gute Tat besonders
ausgezeichnet hatten.
Diese Mädchen und Jungen im Alter von neun
bis zwölf Jahren, fanden in den zurückliegenden Monaten Geld und brachten
ihren Fund zur Polizeiwache, wo die Eigentümer ermittelt werden konnten und
auf diese Weise schon nach wenigen Stunden das verlorene Geld zurückerhielt.
Die Polizeigewerkschaft hatte den Tag, an
dem seit alters her St. Nikolaus die guten Kinder lobt und die bösen straft,
mit Bedacht gewählt; durch den Besuch in den vier Hammer Schulen wollte die
Polizei das Beispiel für Ehrlichkeit, das sechs Kinder im letzten Jahr
gaben, besonders herausstellen.
Die erste Schule, die gestern morgen der von
zwei Polizeibeamten auf Motorrädern eskortieren Funkstreifenwagen mit St.
Nikolaus ansteuerte, war die Martin-Luther-Schule im Hammer Norden. Dort
wurde die neunjährige Sibylle Haferkorn und der elfjährige
Klaus-Peter Müller aufgerufen. Beide hatten Geldbeträge zwischen 40 und
50 DM gefunden und sie sofort zur Polizei gebracht. In einem Falle hatte
eine Familie fast den ganzen Wochenlohn des Mannes verloren und ihn durch
die Ehrlichkeit eines Kindes zurückbekommen.
In der Agnes-Schule zeichnete der Nikolaus
zwei elfjährige Jungen, Siegfried Elmar und Wolfgang Sahm,
aus. Sie waren gemeinsam zur Polizeiwache gekommen, um ein Portemonnaie mit
mehr als 40 DM abzugeben. Auch hier lobte der Nikolaus die große Ehrlichkeit
der beiden Jungen, die ohne fremde Anregung spontan zur Wache gegangen
waren, um ihren Fund abzuliefern.
In der Schule an der Lessingstraße wurde
Karin Bonse, elf Jahre alt, vom Nikolaus aufgerufen, im Neusprachlichen
Jungengymnasium der Quartaner Horst Laube (12). Auch sie hatten
gefundenes Geld bei der Polizei abgegeben. Alle Kinder wurden vom Nikolaus
mit einem Geschenk belohnt. An die Kinder in den Klassen wurden Bonbons
verteilt.“
Soweit die damalige
Berichterstattung. Aus dieser spontanen guten Idee, wurde schon bald ein
Selbstläufer. Die Zahl der zu ehrenden Kinder lag bald pro Jahr bei über
einhundert. Es wurde eine eigene Feier geschaffen, die nicht mehr am
Nikolaustage abgehalten wurde, weil da ja der Nikolaus zu den Kindern der
Gewerkschaftsmitglieder kam. Schon bald sprengte der finanzielle Aufwand
auch den Rahmen der Kreisgruppe Hamm, obwohl sich inzwischen auch der Leiter
des Polizeiamtes Hamm beteiligte. Froh war dann die Kreisgruppe Hamm, als
sich Oberbürgermeister Rinsche und die Stadt Hamm ebenfalls an dieser guten
Aktion beteiligte. Heute wird die Aktion vom Polizeipräsidenten und der
Stadt Hamm getragen und die Gewerkschaft der Polizei organisiert und führt
die Feier durch.
Zu einem festen Bestandteil der Feier ist
auch eine Vorführung der Verkehrspuppenbühne der Hammer Polizei geworden,
und unvergessen ist eine Vorführung beim Fest der ehrlichen Finder, in der
der Verkehrskasper Oberbürgermeister Figgen sogar die Zusage zum Kauf von
zwei kleinen Stehleitern abluchste. Natürlich hat OB Figgen diese Zusage
eingehalten.
So ist inzwischen aus der spontanen Idee von
Karl-Heinz Antekeuer und Karl Siebert, eine Aktion geworden, die nicht mehr
wegzudenken ist. Leider sind beide Initiatoren viel zu früh verstorben.
|