Der
Polizei-Gesang-Verein Hamm (Westf.) und die Polizeikapelle Hamm (Westf.) |
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Von Polizeihauptkommissar a.D. Siegfried
Paul |
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Zu Beginn unseres Jahrhunderts stand in Deutschland
der Chorgesang in hohem Ansehen. Vor allem in den großen deutschen
Städten schlossen sich die ersten Liedertafeln, Liederkränze und
Gesangvereine zusammen. Auch in den Reihen der Polizei erfreute sich der
Gesang als Freizeitbeschäftigung schnell großer Beliebtheit. Hier
gründeten sich, zuerst in den großen Städten, Polizeigesangvereine. Nur
in den ganz großen Städten war ja auch ohne personelle Schwierigkeiten
ein leistungsfähiger Chor aufzubauen. |
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Einer der ersten bekannten Polizeichöre wurde 1901 in
Hamburg gegründet. Dann folgten aber schon die Städte an Rhein und Ruhr,
Köln 1902, Dortmund 1909 und Gelsenkirchen 1910. |
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Nachdem schon bald eine ganze Anzahl leistungsstarker
Gesangvereine bestand, wollten diese ihr Wirken auch über die örtlichen
Bereiche hinaus vorstellen. Dies führte 1929 zur Gründung
der "Interessengemeinschaft Rheinisch-Westfälischer
Polizei-Gesang-Vereine". Schirmherr war der damalige Innenminister Carl
Severing, woran man den Stellenwert ablesen kann, der dieser
Gemeinschaft zugestanden wurde. |
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In Hamm
wurde dann ebenfalls recht früh ein Polizei-Gesang-Verein gegründet.
Dies geschah im Jahre 1920 und damit noch unter der kommunalen Polizei.
Eine staatliche Polizeieinheit aus Duisburg wurde vorübergehend erst im
Herbst 1920 nach Hamm verlegt, aber bereits 1921 wieder abgezogen. Die
kommunale Polizei war allerdings von ihrer Stärke her kaum in der Lage,
einen Chor zu unterhalten. So betrug die Stärke der kommunalen Polizei
in Hamm im Jahre 1901 nur 18 Personen. Mit dem Einzug der staatlichen
Schutzpolizei am 30. September 1921 änderte sich dies jedoch
drastisch. Zwei Hundertschaften junger Polizeibeamter wurden in Hamm im
Rietzgarten untergebracht und übernahmen den Polizeidienst in Hamm. |
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Damit befand sich nun eine relativ große Anzahl von
Polizeibeamten in der Stadt, die natürlich auch in ihrer Freizeit eine
sinnvolle Beschäftigung suchten. Die staatlichen Polizeibeamten
gründeten ein Polizei-Orchester und traten auch dem
Polizei-Gesang-Verein bei, den sie sofort beherrschten. Der Name wurde
auch sofort in "Polizei-Gesang-Verein Hamm (Westf.)" festgelegt. Erster
Vorsitzender des Vereins wurde der Polizeimeister Lindemann. 1929 trat
der Hammer Polizei-Gesang-Verein auch der Interessengemeinschaft der
Rheinisch-Westfälischen Polizei-Gesang-Vereine bei. |
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Richtig aufwärts ging es mit dem Polizei-Gesang-Verein Hamm aber
erst ab dem Jahre 1926. Da übernahm der junge Lehrer Bernhard Hoppe,
die musikalische Leitung der neu gegründeten Polizei-Kapelle und des
Polizei-Gesang-Vereins. Bernhard Hoppe war ein exzellenter Musiker
und Chorleiter, der den Polizeichor bald auf ein sehr hohes
künstlerisches Niveau brachte. Bereits Anfang Mai 1926 gab der
Polizei-Gesang-Verein ein Wohltätigkeitskonzert im Ostenschützenhof
(heute Kurhaus) in Hamm.
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Der Reinerlös dieser Veranstaltung war für die Hammer
Waisenhäuser bestimmt. Die Presse berichtete wie folgt: |
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"Zugunsten der beiden hiesigen Waisenhäuser
veranstaltete der junge Polizei-Gesang-Verein Hamm am Sonntag im
Ostenschützenhof ein Wohltätigkeitskonzert.... |
Die Darbietungen, von Herrn Bernhard Hoppe mit großer Bravour
dirigiert, der die Partitur wahrhaft souverän beherrschte, waren in
jeder Beziehung gut..... |
Kein Wunder, dass das Publikum dem Polizei Orchester
und dem Polizei-Gesang-Verein stürmisch zujubelte." (Westfälischer
Anzeiger vom 7.5.1926) |
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Weitere Konzerte folgten nachweislich bis in das Jahr
1937. Danach verliert sich die Spur des Polizei-Gesang-Vereins und der
Polizei-Kapelle in den politischen Wirren unseres Landes. Eines der
letzten mir bekannten Konzerte wurde am 16. Januar 1937 im
Westenschützenhof zu Gunsten der Winterhilfe gegeben. Ebenso wurde das
Polizeiorchester und das Polizeimusikkorps im Frühjahr 1938 letztmalig
erwähnt. Zur Heimkehr der Einsatzbeamten aus dem Sudetenland (siehe
auch: Sudetenland),
spielte am 11.12.1938 bereits das Orchester der SA-Standarte 256. Auch
zum Tag der deutschen Polizei am 29.1.1939, spielte zu den
Platzkonzerten nicht mehr die Polizeimusik, sondern das Trompetenkorps
der SS-Verfügungstruppe Unna. Bemerkenswert ist noch folgendes: Lehrer
Bernhard Hoppe gründete nach dem Krieg in Hamm einen bekannten
Musikverlag, der später von dem ebenfalls sehr bekannten Chorleiter
Bernhard Goms weitergeführt wurde. Der Verlag besteht, soweit mir
bekannt, noch heute. Nach dem zweiten Weltkrieg hat es zwar viele
Versuche gegeben, erneut einen Polizeigesangverein ins Leben zu
rufen, jedoch scheiterten letztlich alle diese Versuche. |
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Bilder des "Polizei-Gesang-Verein Hamm (Westf.)" sind
in den Bildseiten abgebildet. Natürlich können sie auch Bilder der
Polizei-Kapelle dort sehen, allerdings sind schriftliche Berichte über
die Kapelle und über das ebenfalls bestehende Musikkorps, nur in
geringem Umfange zu finden. Das die Musik und der Gesang dennoch bei der
Hammer Polizei in hohem Ansehen stand und steht, können wir noch heute
den Ankündigungsplakaten und Festschriften zu den verschiedenen
Veranstaltungen, die von der Polizei organisiert wurden, entnehmen. |
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Herr Bernhard Hoppe starb am 21. April 1989 im
Alter von 90 Jahren in Hamm. Mein Vorschlag, ihn zum Konzert der Polizei
am 19. März 1982 im Kurhaus Bad Hamm als Ehrengast einzuladen, wurde
leider nicht aufgegriffen. |