Puppenbühne
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Der Kasper
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Nachtrag

Die Verkehrspuppenbühne der Hammer Polizei

 

Von Polizeihauptkommissar a.D. Siegfried Paul

 

Wer kennt ihn nicht, den Verkehrskasper der Hammer Polizei. Generationen haben ihn kennen und lieben gelernt und Hammenserinnen und Hammenser, die heute über 30 sind, werden sich sicherlich an "Erni" den Puppenspieler mit dem "Wuschel" gerne erinnern. Rolf Klouthen verlieh ihm Stimme und Bewegung. Doch zum Anfang, wie und vor allem, wann entstand die Puppenbühne der Hammer Polizei ?

 

Hier lasse ich am Besten ein Mitglied der Puppenbühne von 1963 zu Worte kommen. Dieter Scharnewski, ein engagierter Polizeibeamter aus dem Kreis Unna, der erst viel später nach Hamm kam, gehörte der ersten Puppenbühne nach dem Kriegsende an. Da keiner besser die Geschichte erzählen kann, habe ich ihn stundenlang mit Fragen bombardiert. Viele "Dönekes" konnte mir Dieter Scharnewski berichten und manches mal sind meine Frau und ich in schallendes Gelächter ausgebrochen. Einmal trafen wir uns auf dem Hammer Wochenmarkt, über eine Stunde standen wir beisammen und klönten. Auch die mir vorliegenden 4 Bilder der ersten Verkehrspuppenbühne, stammen von Dieter Scharnewski.  Hier nun das Ergebnis der Gespräche.

 

Die Idee, eine Verkehrspuppenbühne zu errichten, entstand im Vorstand der Gewerkschaft der Polizei, Kreisgruppe Hamm. Wieder war es Karl-Heinz Antekeuer, der eine gute Idee einbrachte. Antekeuer, der schon die Ehrung der ehrlichen Finder ins Leben gerufen hatte, eine Einrichtung die heute noch besteht, wollte den Verkehrskasper zur Verkehrserziehung auch in Hamm installieren. Seine Idee wurde vom Kassierer der Kreisgruppe, Günter Pieper, sofort unterstützt. Beiden war klar, dass der Verkehrskasper das ideale Instrument war, nachhaltig auf Kinder einzuwirken. Und was lag da näher, als diesen Effekt für die Verkehrserziehung zu nutzen. Aber, so einfach war das natürlich nicht. Hamm war eine kleine Behörde und mit Personal nicht gerade gesegnet. Also setzte sich Antekeuer mit seinem Gewerkschaftskollegen der Kreisgruppe Unna ins Benehmen. In Unna erkannten die Kollegen ebenfalls sofort den Wert der Puppenbühne und gemeinsam versuchte man nun, die beiden Behördenleiter und den Regierungspräsidenten von der Idee zu begeistern. Günter Pieper hatte inzwischen Kontakt zu allen Kindergärten und Grundschulen aufgenommen um abzuklären, wie die Idee der Verkehrserziehung durch den Kasper dort aufgenommen würde. Das Ergebnis war umwerfend. Alle angeschriebenen Einrichtungen fanden die Idee sehr gut und boten schon im Vorfeld an, Zeit und Raum für Aufführungen zu geben. Damit war eine weitere Etappe auf dem Weg zur Verwirklichung getan. Mit dem Behördenleiter in Hamm, Regierungsrat Werner Linnenbrink, wurde Übereinkunft getroffen, dass das Polizeiamt Hamm 2 Beamte für den Zweck abstellen kann und einen Opel-Blitz als Fahrzeug zur Verfügung stellt. In Unna war ebenfalls genehmigt worden, zwei Beamte zur Puppenbühne abzustellen. Die Bühne sollte in Eigenarbeit erstellt werden, wobei in Hamm ein handwerklich sehr begabter Beamter vorhanden war. Obwohl noch kein grünes Licht aus Arnsberg vorlag, wurden in Hamm schon die ersten Vorbereitungen getroffen. Karl-Heinz Schönberger und Kurt Riemann, sollten die ersten Puppenspieler sein. Schönberger schrieb auch das erste Stück und führte Regie. Er war der Leiter des Teams. In Unna wurde ebenfalls zwei geeignete Beamte gesucht und auch schnell gefunden. Dieter Scharnewski und Walter Lingstädt wurden die ersten Puppenspieler des Kreises Unna. Dieter Scharnewski erinnert sich:

 

"Anfang Dezember wurden beim OKD Unna geeignete Leute als Puppenspieler gesucht. Man konnte sich da melden. Ich wurde jedoch spontan benannt, da man wusste, dass ich bei Polizeifesten kabarettistische Nummern vorgetragen hatte. Außerdem war bekannt, dass ich fast alle Dialekte vorzüglich nachsprechen konnte."

 

Das Team traf sich nun im Polizeiamt Hamm, besprach die Organisation, das Stück und alle erforderlichen Maßnahmen. Inzwischen baute Heinrich "Kettken" Schäfer, die erste Puppenbühne, natürlich immer in Absprache mit dem Team. Es wurde sehr schnell Einigung in alle Fragen erzielt und bald begannen auch die ersten Proben. Nachdem in der Presse dann die ersten Artikel erschienen, die über das geplante Vorhaben berichteten, gab auch der RP Arnsberg grünes Licht. Nun konnte es also offiziell losgehen. Die Bühne stand, Kosten waren nicht entstanden. Die Puppen hatte die Gewerkschaft der Polizei gestiftet, die auch sonst so manche Mark für die Bühne locker machte. Dafür sollte der Verkehrskasper später auf Nikolausfeiern der GDP spielen. Dieter Scharnewski:

 

"Ein ganzer Monat verblieb an Zeit, einmal die Bühne aufbauen zu können, ein verkehrserzieherisches Stück einzuüben und alle anderen Fragen zu klären. Der Druck war riesengroß.  Am 1.1.1964 begann dann unsere Rundreise durch die Kreise Hamm, Soest, Unna und Lippstadt. Das war unser Arbeitsgebiet. Wir spielten von Montags bis Freitags, jeweils 2 Vorstellungen pro Tag. Unser Programm stand. Das Konzept war ganz einfach. Es ging darum, dass ein Oberteufel den Kindern einreden wollte, sich verkehrswidrig zu verhalten. Er versuchte darum, die Kinder zu überzeugen, bei "Rot" über die Straße zu gehen, oder auf der Straße Fußball zu spielen. Der Kasper und der Polizist, (gespielt von Walter Lingstädt) die den Kindern vorher richtiges Verhalten beigebracht hatten, seien Ja dumm, auf die sollten sie nicht hören, da sie ja keine Ahnung hätten. Die Kinder waren nun natürlich gegen den Oberteufel und nun kam es immer zu Dialogen zwischen den Kindern und dem Oberteufel. Als der Oberteufel, meine Rolle auf dem rechten Arm, die Kinder nicht überzeugen konnte, trat er ärgerlich ab. (Donnergrollen mit Blechplatten und Lichteffekte durch Koll. Schönberger.) Nachdem dann der Kasper den Kindern noch mal beibrachte: "Erst nach links sehen, dann nach rechts sehen und vorsichtig über die Straße gehen", kehrte wieder Ruhe ein. Aber dann kam der Oberteufel zurück. Ihm hatte ich einen bayrischen Dialekt zugeordnet und eine dunkle, rollende Stimme. Ein weiterer Versuch des Oberteufels, die Kinder negativ zu beeinflussen, scheiterte. Wutentbrannt rief nun der Oberteufel nach dem Unterteufel. Diese Figur hatte ich auf dem linken Arm. Der kleine Unterteufel hatte eine helle piepsende Stimme und sprach sächsischen Dialekt. So gab der Oberteufel dem Unterteufel nun den Auftrag, den Kasper zum Fußballspiel auf der Straße zu bewegen. Er meinte, wenn der Kasper dazu bereit wäre, machen die Kinder das nach und das wäre Klasse. Als der kleine Unterteufel Bedenken anmeldete, fragte ihn der Oberteufel, ob er denn nicht auch mal Oberteufel werden wolle. Da piepste der kleine Unterteufel los, ob es denn Planstellen gebe. Das Gelächter im Saal war groß, denn auch viele Erwachsene standen hinter den Kindern und diese hatten in der Presse natürlich den Kampf der Gewerkschaft für zusätzliche Planstellen bei der Polizei, mitbekommen. Ich kann mich noch gut an diese Vorstellung, die im Kinderheim Vorsterhausen stattfand, erinnern. Mir wurde übrigens vom Polizeiamtesleiter und vom Leiter der Schutzpolizei verboten, noch mal die Planstellen einzuflechten. So ernst nahm man das. Dann kam der Versuch des kleinen Unterteufels, den Kasper zum Fußballspiel auf der Straße zu verleiten. Aber ein Fußball? Wie sollten wir den kleinen Ball bekommen? Da gab es aber kleine Werbebälle bei Grüter und Schimpff. Da wurde dann ein Draht durchgeführt, so dass der Ball hin und her über die Spielleiste geführt werden konnte. Der Kasper spielte aber nicht, sondern trat dem Unterteufel kräftig in den Hintern. Solche Hilfen brauchte man und die Kinder gingen begeistert mit. Ebenso hatten wir zwei Kinderfiguren, die absolut nicht hören wollten und diese nahm dann das Verkehrsungeheuer mit. Das war ein Alligator, der Rauch aus der Nase ausstieß. Das machte Karl-Heinz Schönberger mittels Schlauch und Zigarrenqualm. Das hat bei den Kindern einen tollen Eindruck hinterlassen. Später wurden diese Kinder aber vom Kasper befreit und am Schluss sangen und tanzten alle zusammen. Ich spielte mit dem Akkordeon "Die Tiroler sind lustig". Da jetzt die Puppen tanzen sollten, mussten sich auch die Spieler hinter den Kulissen drehen und praktisch mittanzen. Da hatten wir dann auch selbst noch einen Riesenspaß. Es war eine sehr schöne Zeit bei der Puppenbühne und wer einmal gesehen hat, wie die Kinderaugen strahlten, der wird das nicht vergessen. Leider wurde die Verkehrsbühne vom RP Arnsberg schon nach 7 Monaten Spielzeit aufgelöst. Übrigens war mir auch verboten worden, den Unterteufel sächsisch sprechen zu lassen, weil dies angeblich Flüchtlinge aus dem dortigen Bereich verletzen könnte?!?! Die Spielpläne sowohl zeitlich als auch örtlich, stellte Günter Pieper auf. Das war nicht immer so leicht, denn wir brauchten eine Raumhöhe von mindestens 2,50m.

 

Bis Juli 1964 wurde gespielt, dann kamen die Ferien und danach wurden nur noch vereinzelte Auftritte aufgeführt. Im September war dann endgültig Schluss. Vom RP-Arnsberg aus sah man keinen Sinn mehr in der Fortführung der Verkehrspuppenbühne. Das Erstaunliche war, dass aus anderen Behörden zu uns Kollegen kamen, um unsere Bühne und unsere Spielweise zu studieren. Später entstanden dann die Bühnen in Hagen und Arnsberg, die aber auch nicht lange Bestand hatten. Bei einem Auftritt in Holzwickede, wurde ich anschließend von der Presse gefragt, welchen Sinn ich in unserer Arbeit sehen würde. Ich antwortete, dass unsere Arbeit sich nicht statistisch auswerten ließe, aber wenn auch nur ein Kind durch unsere Arbeit nicht zu Schaden kommt, hat sich die Sache gelohnt. Auch hierfür wurde ich gerügt, nicht etwa weil ich in der Sache was Falsches gesagt hatte, nein, ich war nicht befugt mit der Presse zu sprechen !?!?

 

Die Verkehrspuppenbühne wurde eingestellt, die Bühne im Hammer Polizeiamt gelagert, der Mlkw Opel-Blitz wurde wieder für Mannschaftstransporte reserviert. Jahre später habe ich mit viel Freude die neu erstandene Puppenbühne kennen gelernt. Bei vielen Auftritten zu Nikolausfeiern und zum Fest der ehrlichen Finder, habe ich die musikalische Untermalung vorgenommen."

 

Soweit Dieter Scharnewski. Die Verkehrspuppenbühne geriet dann in Vergessenheit. Erst im Jahre 1979 gab es erstmals wieder einen Verkehrskasper in Hamm. Wie entstand die neue Bühne ??

 

Eigentlich war es auch diesmal eine Idee, die aus der engagierten Beamtenschaft hervorging und wieder einmal hat die Kreisgruppe Hamm der GDP dabei mitgewirkt.

 

In der Zeit vom 25.2.1977 bis zum 5.3.1977, wurde im Kaufhaus Horten eine große Polizeiausstellung veranstaltet. Die Hammer Polizei war mit vielen Ausstellungsständen und Vorführungen im gesamten Kaufhaus präsent. Die Organisation wurde damals von Polizeihauptkommissar Dieter Rüstige exzellent durchgeführt. Natürlich sollte nun auch wieder eine Verkehrspuppenbühne spielen. Doch woher nehmen ? Ein Blick über die Grenzen brachte Hilfe. Die Dortmunder Polizei hatte eine solche Bühne, die mit großem Erfolg eingesetzt wurde. Diese Puppenbühne wurde nun auch in Hamm, in der Horten-Ausstellung eingesetzt. Erfolg. Ständig     übervolle     Vorführung.     Die     Hammer Verkehrserziehungsbeamten  Rolf  Klouthen   und  Heinrich Klockenbusch, hatten natürlich Kontakt zu ihren Dortmunder Kollegen aufgenommen und schauten sich die Bühne und natürlich die Vorstellungen genau an. In einem Gespräch mit mir erinnerte sich Rolf Klouthen:

 

"Bei dieser Ausstellung durfte ich dann auch einmal hinter die Bühne und Übernahm ganz kleine Rollenspiele. Dabei kam mir erstmals die Idee, so was müsste doch auch in Hamm machbar sein. Die Idee war da, wurde aber auch gleich wieder auf Eis gelegt. Wie sollten wir denn wohl eine Puppenbühne bauen können? Es dauerte noch mal zwei Jahre, bis wiederum eine Verkehrspuppenbühne in Hamm spielte. Es war zum Tag der offenen Tür 1978. In den Kraftwagenhallen der Polizei, baute, wiederum die Puppenbühne Dortmund, die Bühne auf. Die Kraftwagenhalle war extra neu angestrichen worden. Die Kollegen Paul und Schweighöfer hatten diese Arbeiten übernommen. Die Dortmunder Bühne wurde in der Halle aufgebaut und prompt entstand ein kleiner Mangel. Neben der Bühne gab es rechts und links nun große Freiflächen. Da sah man dann Halterungen für Gasflaschen und alte Heizkörper. Wieder war es Dieter Rüstige, der von Horten Stoff organisierte, der in großen Bahnen rechts und links neben der Kasperbühne aufgehängt wurde. Dieser Stoff taucht später nochmals in dieser Geschichte auf. Und wieder nahm Heinrich Klockenbusch und ich Kontakt zu den Puppenspielern auf und diesmal durfte ich mitspielen. Irgend wer erzählte mir dann, dass Hamm bereits eine Puppenbühne gehabt hatte, die wohl noch im Keller lagerte. Das ließ mich nicht mehr los. Zusammen mit Heinrich Klockenbusch verfolgte ich nun die Idee, die Bühne wieder in Betrieb zu nehmen. Da der Keller entrümpelt wurde, sollte das Gestänge der alten Puppenbühne und die alten Puppen entsorgt werden. Als wir uns dann die Bühne ansehen wollten, war sie aber schon im Abfallcontainer. Eher jemand etwas bemerkte, hatten wir Bühne und Puppen auch schon sichergestellt. Zunächst sprach ich damals mit dem Kollegen Ingo Rudolf, der Personalratsvorsitzender und Vorsitzender der Kreisgruppe Hamm, der Gewerkschaft der Polizei war. Er versprach, uns zu unterstützen. Der Kassierer der Kreisgruppe, Siegfried Paul, übernahm dann auch die Kosten für neue Verkehrspuppen. Heimlich still und leise sahen wir uns die Bühne an und in unserer freien Zeit nahmen wir dann Reparaturen an ihr vor. Und nun taucht auch wieder der Stoff von Horten auf. Wir konnten das Gestänge der alten Bühne zwar reparieren und teilweise neu ersetzen, aber der alte Stoff der Bespannung war hin. Was tun ? Dieter Rüstige hatten den Stoff aus der Garage aufbewahrt und der wurde nun vom Dekorateur der Fa. Horten für die Bühne neu vernäht. Die nackte Bühne stand. Heinrich Klockenbusch hatte inzwischen die Holzarbeiten, wie z.B. die Spielleiste, durchgeführt. Scheinwerfer für die Bühne besorgte Dieter Rüstige bei der Fa. Eurolux in Bockum-Hövel. Und hier muss man einmal einflechten, ohne   das   "Organisationstalent"   Dieter   Rüstige,  wären Veranstaltungen wie die Ausstellung bei Horten oder der Tag der offenen Tür, nicht möglich gewesen, zumindest nicht in der perfekten Form. Trotzdem bekamen wir zunächst keine Genehmigung, die Bühne zu betreiben. Der Leiter der Schutzpolizei, damals Günter Waskönig, war vehement gegen diese Bühne. Er sah die Sache vor dem Hintergrund des erheblichen Personalmangels in Hamm, zumal das Kernkraftwerk und mögliche Einsätze dort, starke Kräfte band. Selbst als ich mit dem Verkehrskasper auf dem Arm Herrn Waskönig zum Geburtstag gratulierte, sagte dieser nur: „Klouthen komm rein, die Idee mit dem Kasper ist gut aber die Bühne wird trotzdem nicht bewilligt!"

 

Obwohl auch der Behördenleiter, Polizeidirektor Hans-Eduard Kießler hinter seinem Leiter der Schutzpolizei stand, ließen wir uns aber nicht beirren. In vielen kleinen Schritten und in vielen Gesprächen mit fast jedem, der Einfluss haben konnte, versuchten wir, eine positive Einstellung zur Puppenbühne zur erreichen. Ingo Rudolf und Siegfried Paul sprachen mit Werner Figgen. Paul war längere Zeit als Personenschützer von Werner Figgen, während seiner Zeit als Landesminister, eingesetzt und beide verstanden sich bestens. Figgen war inzwischen Vorsitzender des Polizeibeirates und hatte dementsprechend starken Einfluss. Rudolf versuchte es als   Gewerkschaftler.   Er   sprach   mit   Bezirks-   und Hauptpersonalratsmitgliedern. Heinrich Klockenbusch und ich, waren ebenfalls nicht untätig. Bei Schulungen und Seminaren sprachen wir unsere Bühne ebenfalls an. Bei einem Seminar sprach Heinrich Klockenbusch mit einem leitenden Beamten aus dem Innenministerium. Er schilderte diesem, das in Hamm eine fertige Bühne vorhanden, ein Stück geschrieben und geübte Beamte vorhanden seien, aber keine Genehmigung zum Betrieb der Bühne zu bekommen sei, da angeblich die Personallage zu schlecht ist. Das wiederum forderte den Widerspruch in Düsseldorf heraus. Ergebnis, ich musste eines Tages zum Leiter— S - und bekam einen gehörigen Rüffel, weil der Ordner mit unseren gesammelten Unterlagen über Düsseldorf nach Hamm zur Behörde kam. Den hatte ich einem leitenden Beamten übergeben, der uns helfen wollte und der hatte ihn nicht an mich, sondern an die Behörde zurückgesandt. Elfmeter. Wie immer es letztlich gelaufen ist, kann ich nicht sagen, fest steht, nach fast einem Jahr kam dann von Polizeidirektor Kießler grünes Licht. Aber selbst das war noch kurios. Die Presse war auf uns aufmerksam geworden. Nun hatte PD Kießler mitgeteilt, dass die Einsatzentwickelung am Kernkraftwerk und die damit benötigten Stärken der Polizei, bis zum 31.12.1979 geprüft werden sollten und dann über die Verkehrspuppenbühne entschieden wurde. Die Presse hatte allerdings berichtet, dass die Verkehrspuppenbühne ab Januar 1980 eingerichtet würde. Polizeidirektor Kießler machte daraufhin den Schritt nach vorne und genehmigte die Bühne. Bereits am 4.12.1979 hatten wir dann die erste Vorstellung in der Polizeidirektion. Im Schulsaal führten wir unser erstes Stück vor Kindergärtnerinnen und Schülerinnen der Franziskanerschule auf. Mit von der Partie bei dieser ersten Probevorstellung war der evangelische Kindergarten Feidikstraße. übrigens war die Vorstellung ein voller Erfolg. Die Verkehrspuppenbühne Hamm war nun genehmigt und zum Einsatz bereit. Was hatte nun den Ausschlag gegeben ? Waren es gewerkschaftliche, politische oder sonstiges Einflussnahmen die hierzu geführt hatten, uns war es eh gleich und vermutlich traf irgendwo alles zusammen. Na, Hauptsache, wir konnten spielen. Damit ging für uns die Arbeit erst richtig los."

 

Heute ist "Erni", sprich: Rolf Klouthen, längst im Ruhestand. Die Mannschaft der Puppenbühne hat sich mehrfach verändert, was sich nicht verändert hat, ist die Einstellung der Kollegen zu ihrer Arbeit. Mit äußerstem Engagement versehen sie täglich Ihren Dienst und versuchen, über ihre Arbeit die Verkehrsunfallzahlen zu senken. Dafür sei ihnen an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Eins sei aber ganz klar gesagt, ohne Rolf Klouthen und Heinrich Klockenbusch, gäbe es heute keine Verkehrspuppenbühne in Hamm.

 

Nachsatz: Wie lange bleibt die Puppenbühne noch erhalten. Da sich der Erfolg nicht in Zahlen messen lässt, gerät solch eine Einrichtung schnell ins Visier der "studierten" Polizeileiter. Siehe Polizeireiterstaffeln. In Schleswig-Holstein sollten die Bühnen bereits landesweit der Einsparung zum Opfer fallen, der Erlass war schon geschrieben. Erhebliche Proteste aus der Bevölkerung führten jedoch zur Rücknahme dieser Maßnahme.

 

Als Polizeibeamter und Vater zweier, heute schon lange erwachsener Kinder, kann ich den Wert der Bühne wohl einschätzen. Noch heute kommen meine Kinder nicht auf die Idee, bei "Rot" eine Straße zu überqueren. In diesem Sinne erzieht meine Tochter unsere Enkelkinder und berichtet noch heute von den Vorstellungen von "Wuschel", dem "Kasper" und natürlich von "Erni". Die Verkehrspuppenbühne hat hier mehr Eindruck auf Dauer hinterlassen, als viele andere "Programme", die im Ministerium zur Verkehrssicherheit ausgedacht wurden. (Und die viel mehr Geld gekostet haben).