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Hamm, 26.11.1944 |
von Polizeihauptkommissar a. D. Siegfried
Paul |
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Ein Tag in Hamm. Ein Tag während des zweiten
Weltkrieges. Der Krieg ist eigentlich schon verloren. Trotzdem sterben
Tag für Tag auch in unserer Stadt Menschen. Freund und Feind. Einen Tag
im letzten Kriegsjahr habe ich herausgegriffen, es ist der 26. 11.
1944. Was geschah an diesem Tag in Hamm und in der Umgebung unserer
Stadt ? |
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Hier zunächst ein Ausriss aus dem Wehrmachtbericht von diesem
Tage.: |
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„Anglo-amerikanische Terrorbomber, die am Tag mit
starkem Jagdschutz nach Nordwest- und Mitteldeutschland einflogen,
warfen Bomben vornehmlich auf Wohngebiete verschiedener Städte und auf
zahlreiche Landgemeinden. Dabei entstanden besonders umfangreiche
Schäden im Stadtgebiet von Hannover, das in letzter Zeit wiederholt das
Ziel feindlicher Luftangriffe war, und in Hamm. 88 feindliche
Flugzeuge wurden abgeschossen, darunter 61 viermotorige Bomber.“ |
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Aus den Aufzeichnungen der Luftschutzwache des
Oberlandesgerichtes über Alarme und Fliegerangriffe, ist unter dem
26.11.1944 folgendes vermerkt. : |
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„26.11.1944 : Zwischen 12,10 u. 12,20 Uhr schwerer
Angriff auf die Stadt Hamm, hauptsächlich auf das östliche Stadtviertel.
An der Hesslerstrasse werden zahlreiche Häuser zerstört. Blindgänger an
der Hermannstraße (Anmerkung des Verfassers: Heute Josef-Wiefels-Str. )
bei dem Garten Freitag. Die St. Agneskirche u. die gegenüberliegende
Volksschule wurden zerstört. Der Bunker unter der Oststraße vor dem
kleinen Exerzierplatz erhielt einen Volltreffer. Mehrere Personen wurden
getötet. Stark beschädigt wurden mehrere Häuser an der Oststrasse und
die Brauerei Isenbeck.“ |
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Dieser eher nüchterne Bericht lässt erahnen, was
in Hamm geschehen war. Aus den Unterlagen des Polizeiärztlichen
Dienstes, dessen Leiter Dr. Wilms war, der gleichzeitig das Amt des
leitenden Luftschutzarztes bekleidete, geht heute noch die Zahl der
Verletzten und Toten dieses Angriffes hervor.
Insgesamt ließen 33
Menschen bei diesem Angriff ihr Leben. (siehe Anlagen) Im Erdbunker Oststrasse kamen
allein 14 Menschen ums Leben.
Die Liste der
verletzten und gefallenen Wehrmachtsangehörigen dieses Angriffes umfasst
24 Personen, wobei ein Toter und 23 Verletzte zu beklagen waren. Diese
Personen wurden alle im Reserve Lazarett Hamm aufgenommen. Alle Personen
stehen heute noch namentlich fest.
Was sich bei diesem
Angriff vor dem Hochbunker Widumstraße ereignet hat, kann man erahnen,
wenn man den Bericht von dem Angriff vom 25. Oktober 1944 liest. Bei
diesem Angriff waren vor dem Bunker 6 Personen zu Tode gedrängt worden.
(Siehe Anlagen)
Soweit die Folgen
dieses eher kleineren Angriffes, in der Stadt Hamm. Doch schauen wir uns
nun einmal die Gegenseite, damals die Feindseite, an. 61 Bomber waren
von der Flak abgeschossen worden. Wie war es wohl den Besatzungen
ergangen und gab es Überlebende ? |
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- Am 05. Juli 2005 erhielt ich folgende E-Mail :
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„Von Finn Buch < Denmark > |
An Siegfried.Paul@ polizeihistorischesammlung-paul.de |
Attention Polizeihauptkommissar Siegfried Paul. |
Ich habe Ihre Webseite mit großem Interesse gelesen und mein Interesse
gehört auch dem Leben in Hamm während des 2. Weltkrieges.
Ein guter Freund von mir in den USA, Mrs. Wayne Daniels, früher Pilot
eines amerikanischen B 17G-Bombers von der 388. BG mit der Seriennummer
44-6626 stürzte in der Nachbarschaft von Hamm am 26.11.1944 ab. Das
Flugzeug wurde von der Flak getroffen.
Der Auftrag an diesem Tag war die Bombardierung des Hammer
Verschiebebahnhofs. Nach unbestätigten Meldungen ist das Flugzeug an
folgendem Ort niedergekommen. 1,5 km nordöstlich von Heessen und sechs
Kilometer nordöstlich von Hamm, an der Straße von Heessen nach Dolberg.
Die Crew:
Pilot: 2Lt Wayne W. Daniels (Kriegsgefangenschaft) Peoria IL
Co-Pilot: 2 Lt Bernard G. Rieth (Kriegsgefangenschaft) Syracus NY
Navigator: 2Lt Alfred Y. Soo (Kriegsgefangenschaft) Berkely, CA
Bombenschütze: 2Lt Roger C. Randles (gefallen) Concord, CA
TopTurret: Sgt Harold R. Saunders (Kriegsgefangenschaft)
Portsmouth,PA
Funker: Sgt Wilbur A. James (Kriegsgefangenschaft) Finelyville, PA
Ball Turret: Sgt Joseph D. Shaffer
(gefallen) Wyandote, MI
Bordschütze: Sgt Philip J. McCaffrey (gefallen) Vallejo, CA
Heckschütze: Sgt Malcolm R. McInnes (gefallen) Austin, TX
Meine Frage: Können Sie Mr. Daniels helfen, Details zu klären und die
Stelle zu finden , an der das Flugzeug runtergekommen ist? Läßt sich
auch feststellen, wo er sich befand, bevor er gefangen genommen wurde ?
Mr. Daniels wird Ende des Jahres eine Reise nach Hamm unternehmen.
Ich kann Ihnen sagen, dass Sie keine Probleme mit der Verständigung
haben werden, weil seine Frau Österreicherin ist. So kann sie
übersetzen.
Wayne W. Daniels ist heute Präsident der 338. Bomber-Gruppen
Vereinigung. Ich würde mich freuen, wieder von Ihnen zu hören. Eine
Kopie dieser Mail werde ich Mr. Daniels schicken. Sie können direkt
Kontakt mit ihm aufnehmen, aber bitte bestätigen Sie mir den Empfang
dieser Mail. „
Zunächst habe ich Frau Anneliese Beeck von dieser Mail informiert
und sie gebeten im Rahmen ihrer Recherchen beim Hammer Westfälischen
Anzeiger nachzusehen, ob dort schon etwas zu diesem Absturz bekannt war.
Frau Beeck erinnert sich, von dem Absturz gehört zu haben und riet mir,
mich an Frau Rita Kreienfeld (Ortsheimatpflegerin von Heessen) zu
wenden. Außerdem übersetzte sie mir die Mail, die ursprünglich in
englisch geschrieben war. |
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Mein nächster Schritt war natürlich die Kontaktaufnahme mit Frau
Kreienfeld. |
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Ergebnis : Ich erhielt von ihr folgende E-Mail. |
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„Hallo Herr Paul, die Geschichte mit dem amerikanischen
Bomber habe ich im Jahre 2000 fast vollständig geklärt. Mehrere
Zeitungsartikel sind erschienen, ich habe mit mehreren Amerikanern
gemailt und mit John Meurs, einem Schweizer Buchautor, der über die
Squadron ein Buch geschrieben hat. Was ich nicht herausfinden konnte,
trotz intensiver Suche per Heimatverein Dolberg, war die Stelle, wo der
Fallschirm runterkam. Ich schicke Ihnen im Anhang die von mir
übersetzten biographischen Notizen und einen Zeitungsartikel. Viele
Grüße Rita Kreienfeld. „ |
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Hier der Zeitungsartikel aus dem WA.::
„ Es war Sonntag, der 26. November 1944, den Theo Wickord aus
Westhusen nicht so schnell vergessen würde. Noch jemand hat diesen Tag
niemals vergessen. Wilbur James aus Finelyville in den USA. Es ist ein
klarer kalter Novembertag, als Theo Wickord, damals 14 Jahre alt, mit
seiner Familie am Mittagstisch sitzt. Wie oft zu dieser schrecklichen
Zeit, fliegen amerikanische Flieger in ihren „fliegenden Festungen“,
einem Bombenflugzeug vom Typ Boeing B-17G, hoch über Dolberg, Westhusen,
Heessen in Richtung Hamm, um hier die Bahnlinie und den Bahnhof Hamm zu
bombardieren, zu treffen und zu zerstören. Aber an diesem 26. November
wird einer der amerikanischen Bomber von der Flak getroffen, gerät ins
Trudeln und stürzt direkt vor Wickords Haustür in die Lippewiesen. Der
junge Theo Wickord sieht Fallschirme in Richtung Dolberg verschwinden.
Rechtzeitig, bevor die Maschine explodiert, können sich vier der neun
Besatzungsmitglieder mit ihrem Fallschirm retten. An einem der
Fallschirme hängt der junge Funker des Bombers „Thunderbird“ Wilbur
James. Über seine Erlebnisse und die seiner überlebenden Kameraden in
Deutschland nach der Fallschirmlandung irgendwo in der Dolberger Gegend,
die er schwer verletzt überlebte, hat Wilbur James einen spannenden
Bericht verfasst.
Es
ist ihm ein Anliegen herauszufinden, wo er damals runtergekommen ist und
wer ihm und zweien seiner Kameraden geholfen hat. Besonders ein Kind,
ein Mädchen von vielleicht zwölf Jahren, müsste doch noch zu finden
sein. Sie war die Erste, die bei dem anderen Soldaten Harold Saunders
war, der auf freiem Feld niedergegangen war. Unter Schock stehend fragte
er sie, wie das denn käme, dass er in Holland gelandet sei. Und sie
antwortete ihm in einwandfreiem Englisch, dass er sich in Deutschland
befinde.
Alle drei Soldaten wurden in eine Krankenstation gebracht, wo sie von
zwei katholischen Nonnen versorgt wurden; das könnte möglicherweise in
Heessen gewesen sein. Für Wilbur James sind die beiden Nonnen bis heute
die reinsten Engel geblieben. Von dort brachte man die Soldaten in das
Lazarett nach Eickelborn, wo sie ihren vierten Kollegen trafen, der
weiter weg, vielleicht in der Beckumer Gegend gelandet war. Die übrigen
vier Besatzungmitglieder starben in ihrem Flugzeug. Der kleine Theo
Wickord sah ihre Leichen, die noch in der Flugzeugkanzel saßen, die an
den Waldrand gestürzt war.
Vielleicht gibt es noch Menschen in Heessen und Dolberg, die sich an den
Abschuß dieses Bombers erinnern können. Wir wissen nicht genau, bei
welchem Bauerhof Wilbur James runterkam, wer erste Hilfe leistete und
wer ihn mit einem zweirädrigen Ochsenkarren in die Krankenstation
gebracht hat. Der dritte Kamerad Bernard Rieth kam in einem Sumpf
herunter, aus dem er von Bauern befreit wurde. Lebhaft in Erinnerung ist
den drei amerikanischen Soldaten die Tatsache, dass gleich nach der
Landung sich Bauersfrauen um die Fallschirmseide stritten.“
Soweit der Artikel aus
dem WA. Leider hat er kein Ergebnis gebracht und bis heute kann nicht
gesagt werden, wo die Fallschirme landeten. Da die Amerikaner aber im
Bereich Dolberg herunter kamen, dürften sie nicht nach Heessen, sondern
eher nach Ahlen gebracht worden sein, dafür spricht auch die spätere
Verbringung nach Eickelborn.
Wilbur A. James hat
später ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben, mit dem Titel
„Schicksal der Thunderbird“. Aus dem Manuskript dieses Buches hat Rita
Kreienfeld die Angaben der Bomberbesatzung von Westhusen ins Deutsche
übersetzt. Hier die Übersetzung aus dem Jahre 2000 : |
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„ Landung in Feindesland. |
James:
Nachdem sich mein Fallschirm geöffnet hatte, wurde mir sehr kalt. Die
Explosion hatte meinen Stahlhelm, Flughelm und Brille, die schusssichere
Weste, die beheizten Handschuhe und, obwohl ich mir nicht sicher war,
sogar meine Stiefel weggeblasen. Ich hatte nur meine seidenen Handschuhe
an und bedeckte meine Ohren mit den Händen. Da es unter 55 ° unter Null
war, kriegte ich Frostbeulen an Händen, Ohren, im Gesicht und an den
Füßen. Während ich runterkam, war es sehr still. Alles was ich hörte,
war das Krachen des Fallschirms- sehr kalt und ruhig. Ich guckte herum
und es schien als sei ich Meilen oberhalb der Erde. Es waren keine
Flugzeuge zu sehen. Alles was ich sah waren drei Fallschirme, sehr weit
unter mir. Die Tatsache, dass sie so weit unter mir waren, lässt mich
seither glauben, dass ich der erste war, der die Reißleine gezogen hatte
und dass ich am höchsten dort am Himmel hing. Ich wusste, ich war schwer
verwundet und dass ich deshalb keine Chance hätte zu entkommen. Ich
brauchte medizinische Hilfe. Ich dachte daran, dass ich Kriegsgefangener
werden würde, aber irgendwie störte es mich weiter nicht.
Ich vermute, dass ich einen Schock erlitten hatte, aber doch noch den
Überlebensinstinkt besaß.
Nachdem ich eine ganze Strecke runtergekommen war, bemerkte ich, dass
die
Deutschen mich beschossen. Es gab keine Flugzeuge, auf die sie hätten
schießen können und ich konnte hören, dass es 88 mm Flak Munition war,
die hinter mir krachte.
Daniels: Kann es nicht sein, dass die 88er Munition eher höher
explodiert ist, als dass sie auf dich zielte ? Während meiner
Fallschirmlandung, sind ja Bomben neben mir heruntergefallen, von den
Flugzeugen, die hinter uns kamen. Darauf zielte die Flak.
James: Ich glaubte sicher, dass ich getroffen würde und schloss
die Augen. Nach einer Weile hörte es auf. Ich werde die totale Stille
beim Herunterkommen aus so großer Höhe niemals vergessen, und nichts war
um mich herum. Nach einer Weile wurde ich mir der Tatsache bewusst, dass
ich beinah unten war. Die Erde kam sehr schnell näher. Ich war auf
Bauernland, und immer hatte ich die Erinnerung, dass Schnee lag, aber
vielleicht war es auch nicht so, weil niemand von Euch sich an Schnee
erinnern kann. Meine Landung wurde nun Wirklichkeit. Ich konnte sehen,
dass ich auf ein Bauernhaus zufiel und ich strampelte wie verrückt um
vorbei zu kommen. Ich flog darüber und geriet sehr nah an einen hohen
Baum, eine riesige Eiche. Ich schlitterte daran vorbei und sah, dass ich
einen Zaun treffen würde. Irgendwie kam ich daran vorbei und schlug hart
auf den Boden auf. Als ich aufschlug, krachte mein linkes Bein wie ein
Gewehrschuss. Es brach, vielleicht weil es auch schon durch die Flak
angeschossen war und der Knochen schon angebrochen war. Der Wind trieb
meinen Fallschirm über den Boden und ich schleuderte mit meinem
gebrochenen Bein sehr schnell hinterher. Ich tat alles um den Schirm zu
greifen, aber wurde ein Stück gezogen, bis es mir endlich gelang. Ich
sah einige Leute aus dem Bauernhaus kommen, dass ich fast getroffen
hätte und sie rannten auf mich zu. Mein linker Fuß war um 90° nach links
verdreht, schwer gebrochen. Sofort kam ein Mann zu mir gerannt, in einer
Art Militäruniform gekleidet, sehr verschieden von dem , was ich später
die Deutschen tragen sah. Er beugte sich über mich und sagte , in
perfektem Englisch, dass er mir zu helfen versuche und mich schnell ins
Haus bringen wolle. Ich erinnere mich, dass aus allen Richtungen Leute
über die Felder angerannt kamen. Eine dicke Frau rannte zu mir und ich
sah, dass sie Holzschuppe trug. Ich sagte : „Hollanda?“ Sie
antwortete: „Nix Hollanda, heil Hitler.“ Was für ein Schock. Ich hatte
einen Moment gedacht, der Wind hätte mich nach Holland hineingetragen.
Währenddessen machte ich meinen Fallschirmverschluss auf und ließ ihn
auf den Boden fallen. Es waren jede Menge Leute um mich herum. Ich stand
unter Schock und hatte fürchterliche Schmerzen. Ich wollte mir selbst
Morphium geben um die schrecklichen Schmerzen loszuwerden. Ich langte
nach meiner Erste-Hilfe-Ausrüstung, die auf meiner Fallschirmdecke
befestigt war, aber einige Leute hechteten nach mir, machten sie los und
nahmen sie mir weg. Ich habe schon oft gedacht, ob sie geglaubt haben,
das sei eine Handgranate. Dann stritten sich einige der deutschen Frauen
um meinen Fallschirm. Ich wette, dass sie schwer hinter der Seide her
waren. Ich lag da am Sterben und sie stritten sich um meinen Fallschirm.
Der Mann, der zuerst zu mir gekommen war, verschwand in der Menge. Es
wurde viel auf Deutsch geredet, aber ich weiß nicht worüber die Menge
sprach. Nach einer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit erschien, konnte ich
einen Mann kommen sehen, der einen Karren bei sich hatte, der von einem
Ochsen gezogen wurde. Er kam ganz nah zu mir, während die Menge
zurücktrat, und einige Leute hoben mich vorsichtig auf das Stroh, mit
dem der Ochsenkarren bedeckt war. Da beugte sich der Mann, der, den ich
zuerst gesehen hatte, der in der Uniform, über mich und sagte: „Hier, du
hast deinen Füller verloren. „ Mein Füller muss aus einer der Taschen
meines Fliegeranzuges heraus gefallen sein.
Ich habe mich immer über den Mann gewundert. Ich glaube,
wenn meine Landung nicht von so vielen Leute bemerkt worden wäre,
irgendwie hätte er versucht mir zu helfen.
Die holprige Fahrt in die Stadt.
Für mich
schien es eine lange Zeit zu sein, in der der Ochsenführer den Karren
oder Wagen eine sehr schmale holprige Straße hinunterführte. Jedes
Holpern verursachte bei mir schwere Schmerzen, mein gebrochenes Bein
rumpelte hin und her und jede Wunde begann schlimm zu schmerzen. Ich bin
sicher, dass ich auch durch den harten Schlag verwundet wurde, als sich
der Fallschirm bei einer Geschwindigkeit von etwa 150 – 180 Meilen pro
Stunde öffnete. Wayne sagte, dass der Wind mit 60 Knoten von hinten
wehte, sodass wir runtersausten wie so eine Bombe. Als wir dort entlang
fuhren, schaute ich auf und sah eine Flugzeugformation, und ich fühlte,
dass sie auf dem Weg zurück nach England waren. Es waren nur 12 in der
Formation und damals dachte ich, es wäre unsere, die ohne mich heim
flogen. Ich fühlte mich sehr einsam, zurückgelassen, und wusste nicht,
wie viele meiner Kameraden schon tot waren.
Später bemerkte ich, dass die Formation nicht meine gewesen sein
konnte, sie mussten längst weg sein. Ich fühlte mich trotzdem einsam.
Der Ochsenkarren hielt endlich vor einem kleinen Krankenhaus an und
der Fahrer ging hinein. Zwei katholische Nonnen, die Krankenschwestern
gewesen sein müssen, kamen mit dem Mann heraus und jemand hob mich auf
eine Trage und brachte mich in ein Zimmer, dass mir vorkam wie ein
Operationsraum. Ärzte waren nicht da, nur die beiden Schwestern. Sehr
vorsichtig schnitten sie das linke Bein meines Fliegeranzugs auf, um das
verwundete gebrochene Bein freizulegen. Sie gaben mir eine Spritze, die
half, mich von den Schmerzen zu befreien. Ich stand unter Schock, aber
beobachtete alles was sie taten. Sie säuberten die Wunden und machten
dann einen Gipsverband, um das gebrochene Bein in eine korrekte Stellung
zu bringen.
Ich konnte nicht verstehen was sie sagten, aber ich spürte das
Mitleid, das sie für meine Leiden hatten. Als sie fertig waren, griff
ich in eine meiner Taschen und zog ein oder zwei Kaugummipäckchen raus.
Ich gab sie ihnen und sprach ihnen meinen Dank für ihre Freundlichkeit
aus. Zunächst wollten sie nicht annehmen, aber ich drängte sie und zum
Schluss nahmen sie das Kaugummi an.
Das ist das letzte woran ich mich erinnere. Etwas später, ich weiß
nicht warum ich wach wurde, aber es war dunkel und ich war in einem sehr
kleinen Zimmer, da stand ganz nah bei meiner Liege oder Bett, auf dem
ich lag, genau gegenüber ein anderes, auf dem Rieth lag und nahe bei mir
auf einem Stuhl zu meinen Füßen sitzend, war Saunders. Nun wusste ich,
dass wenigsten noch zwei andere überlebt hatten.
Saunders nannte mich die
ganze Zeit Hauptfeldwebel (Staff Sergeant). Ich verstand nicht warum er
das tat, aber dann wurde mir klar, dass wir uns zu Hauptfeldwebeln
beförderten, denn je höher der Rang, desto besser hätten wir es in den
Händen der Deutschen. Wir gaben nicht zu erkennen, dass wir uns kannten
und redeten nicht zu viel. Ich wusste, dass Rieth ernsthaft verwundet
war und ich konnte sehen, dass Saunders ein sehr dickes blaues Auge
hatte, sein ganzes Gesicht war geschwollen, so schlimm als hätte er
einen harten Kampf gehabt, den er verlor. Etwas später am Abend wurden
wir drei in ein ungeheiztes deutsches Ambulanzfahrzeug getragen. Wieder
lag Rieth mir gegenüber auf einer Trage und Saunders saß, vielleicht auf
meiner Trage, nah bei meinen nackten Füßen. Als wir losfuhren war ich
groggy, und ich bin sicher, Rieth und Saunders ging es ebenso. Es war
Winter und ich hatte sehr kalte bloße Füße. Ich sagte zu Saunders, indem
ich vorgab ihn nicht zu kennen: „Kamerad, würdest du die Decke über
meine Füße ziehen ? Sie sind kalt.“ Er versuchte es, aber er war so
steif und stand so unter Schmerzen, dass er es nicht schaffte. Ich litt
also den ganzen Rest der Fahrt zum Reservelazarett Eickelborn an der
Kälte. Das war früher eine Nervenheilanstalt gewesen, verwandelt in ein
Kriegskrankenhaus.
Rieth – Kommentar von James-.
Ich kann mich nicht
erinnern, dass Rieth mir irgendwas über seine Fallschirmlandung in
Deutschland erzählt hat, außer darüber, wie er aus dem Flugzeug flog und
wie er seinen defekten Fallschirm aufkriegte. Später haben mir die
Deutschen erzählt, dass Rieth in einem Sumpf landete und als sie ihn
fanden, dasaß und Schals aus der Fallschirmseide machte. Sie holten ihn
raus, trugen ihn in ein Auto und zwei deutsche Polizisten bewachten ihn,
einer an jeder Seite. Als sie dort entlang fuhren, versuchte er sie zu
entwaffnen, aber sie ließen ihn in Ruhe und haben ihm nichts getan. Ich
bin überzeugt, dass sie ihn zu der Krankenstation brachten, wo ich ihn
und Saunders zuerst getroffen habe. Meiner Meinung nach litt Rieth unter
einem schweren Schock und erinnerte sich an nichts mehr. Rieth war
schwer verwundet. Er hatte eine wirklich große Schusswunde am Gesäß und
war am Bein getroffen was ihm Probleme bereitete, seinen Fuß
hochzuhalten. Er war sicher auch noch woanders verwundet.
Saunders.:
Ich landete auf offenem Feld und es gab keinen Schnee. Ein kleines
Mädchen kam, das war etwa 12 Jahre alt. Sie kam über das Feld gerannt
und ich sagte: „Wo bin ich? Wie bin ich denn nach Holland gekommen ?“
Ich sagte, dass der Wind mich ganz schön weit getragen haben muss. Sie
sprach perfekt Englisch, weil sie aus Detroit war und in Deutschland
geschnappt worden war, bevor sie zurück konnte. Wir gingen zu einem
Bauernhaus, einem großen Bauernhaus, und dort war ein Haufen Leute. Sie
hatten da diese örtliche Wachabteilung aus lauter Bauerntölpeln, die
mich zur Polizeistation brachten und da nahmen sie mich fest (und
brachten mich vermutlich zu dem Krankenhaus, wo wir drei uns trafen.)
James Kommentar: Saunders hat mir mal erzählt, dass die Deutschen ihn
in dem Bauerhaus verhört haben und von ihm die Namen der übrigen
Flugzeugbesatzung wissen wollten. Ray log und erzählte ihnen, dass er
keinen von uns kannte, dass er am Morgen wach geworden, als man ihm
sagte, dass er eine Lücke in der Mannschaft füllen müsse für einen, der
nicht fliegen konnte. Dabei schlugen sie ihn, boxten ihn gegen einen
heißen Herd und er verbrannte sich.
Saunders:
Wir (Saunders, Rieth und James) landeten ziemlich nah beieinander.
Müssen wir, weil wir ja in demselben Krankenhaus waren, nicht ? Beim
Herunterkommen mit dem Fallschirm war es sehr kalt und ich habe es
anscheinend ausgehalten, Frostbeulen an einem Fuß zu kriegen. Beide
Hände wurden schwarz, du weißt, dass meine Finger dick waren wie
Boxhandschuhe.
Soo:
Als ich in meinem Schirm runterkam, sah ich Fallschirme. Ich kann
mich nicht entsinnen wie viele, und ich kann mich nicht erinnern, wie
sich mein Fallschirm geöffnet hat. Ich würde sagen, ich war halb
bewusstlos und ich weiß nicht wie er sich öffnete. All die Wunden die
ich hatte, waren Fleischwunden, nichts an den Knochen, die waren heile.
Ich verlor meine ganzen Sachen. Tatsache ist, ich muss irgendwie raus
gekommen sein. Während der Explosion ist mein Fallschirm aufgegangen –
mein Eindruck ist, dass nur ich zurückblieb. Ich kann mich entsinnen,
dass mir kalt war, aber ich bekam keine Frostbeulen. Ich hatte keine
Ahnung wie hoch ich war, aber ich weiß, es war kalt und das ist alles.
Das war eigentlich keine besondere Sensation. Ich glaube ich landete
vielleicht 15 Meilen von euch entfernt. Ich sah keine Flugzeuge wie ihr
sie gesehen habt nach der Explosion und ich sah keine Bomben, wir müssen
getrennt worden sein. Ich konnte den ganzen Krach hören und plötzlich ,
keine Ahnung warum, es bringt mich auf eine wirkliche Erinnerung. Alles
was ich sehen konnte war das Feuer, das aus den Flugabwehrkanonen kam.
Es schien, als guckte ich in die Mündungen von diesen Kanonen. Hat einer
von euch das gesehen ? Es war, als hätte ich eine Kanone vor der Nase,
aber es war ja nicht so, aber ich konnte die anderen Flugzeuge sehen,
wie sie runter gingen und der Grund warum ich fragte wo ihr wart, wie
lange ihr brauchtet um zu dem Krankenhaus zu kommen ist der , weil, als
ich landete, da landete ich auf Bauerland, auf freiem Feld. James, du
hast gesagt, dass du Schnee gefühlt hast, aber ich habe keinen Schnee
gefühlt, und ich habe auch nicht bemerkt, dass der Boden kalt war. Es
war trocken, weil ich wusste, dass das Knatschen das ich hörte, in
meinen eigenen Schuhe war und nicht im Schlamm. Mein Fallschirm hatte
sich in einem Baum verheddert. Was ich zu sagen versuche ist, dass ich
vielleicht der war, den du hast runterkommen sehen. (Wayne) ich kann
mich nicht entsinnen, ob mein Fallschirm kaputt war.
Die zwei deutschen Soldaten kamen zu mir und marschierten mit mir
hinunter zu einem Jugendcamp. Ich war mir eines Schocks nicht bewusst,
ich bemerkte auch keine Verletzungen. Als wir die Straße runtergingen,
merkte ich plötzlich, dass ich keine Stiefel anhatte, nur meine
GI-Schuhe. Mein Fuß war geschwollen und er würde ganz in die Stiefel
passen, aber ich hatte nur die GI-Schuhe an. Und sie knatschten und ich
wurde nicht schlau daraus was es war, und plötzlich merkte ich, warum
sie so knatschten. Sie waren voller Blut. Wir gingen weiter zu dem
Jugendcamp. Dort behielten sie mich über Nacht und am nächsten Morgen
kam jemand und brachte mich zum Krankenhaus. Sie hatten einen kleinen
Heuwagen und damit brachten sie mich zum Krankenhaus. Ich glaube, ich
fuhr dahin und kam dann wieder zurück. Das Krankenhaus war nicht
Eickelborn. Sie brachten mich dahin, in der Tat glaube ich, dass sie
mich trugen, eher als dass ich lief, und ich glaube, da bekam ich Fieber
und der Schock machte sich bemerkbar. Kurz danach trugen sie mich zurück
und ich glaube, dann verfrachteten sie mich in ein Auto und brachten
mich nach Eickelborn. Ich erinnere mich, dass einer ab und zu mal nach
hinten gehen musste und heizen (stochern ?), weil das so ein
Holzvergaser-Auto war. So brachten sie mich nach Eickelborn.
Ich weiß nicht, ob ich
eine Zeit in jenem Krankenhaus blieb und sie mich dann mit dem Auto nach
Eickelborn brachten. Sie brachten mich nach Eickelborn und da wart ihr
alle zusammen und das war wenigstens einen Tag später.
Daniels:
Ich kam runter durch den „overcast“ und landete. Ich überprüfte was
in meinen Taschen war und beseitigte meine Fluchtausrüstung nicht, weil
ich mich entsann, dass das nicht notwendig sei. Ich befreite mich von
dem geheimen Code, der in meiner Tasche war und hatte eine Menge
röhrender Geräusche im Ohr. Ich landete in einem kleinen Baum. Ich
duckte mich zuerst unter einige Büsche und überprüfte meine
Fluchtausrüstung, aber ich war durcheinander, ich konnte der Karte nicht
folgen. Ich fühlte, dass es am besten sei so schnell wie möglich zu
verschwinden und das Beste was ich tun konnte, war die Richtung
herauszukriegen, der Kompass war oben auf der Fluchtausrüstung und ich
gebrauchte ihn um nach Westen zu kommen und es gelang den Deutschen
ungefähr zwei Stunden lang auszuweichen. Ein lustiger Zwischenfall
passierte, ungefähr nach einer Stunde oder so. Ich bekam Schmerzen und
fühlte mich unwohl. Ich sah, dass ich mir den Arm ziemlich ernsthaft
aufgeschnitten hatte und entsann mich, dass wir bei der Übung angehalten
worden waren, Sulfonamidtabletten zu nehmen um Infektionen zu
neutralisieren. Ich nahm sie also und es war der scheußlichste
Geschmack, den ich je geschmeckt hatte. Ich spuckte aus und entweder
schon da oder später guckte ich noch mal in meine Fluchtausrüstung und
bemerkte, dass ich versucht hatte eine Jodheliozontablette zu schlucken.
Ich hatte versucht eine Tablette zu schlucken, die eine Gallone Wasser
gereinigt hätte, anstatt eine Sulfonamidtablette. Du sollst Sulfonamid
auf die Wunde tun, aber es gab nur Tabletten in unserer
Fluchtausrüstung, kein Puder. Ich habe mich nicht weiter darüber
geärgert und ging weiter und wurde von Bauern gefangen. Sie brachten
mich zu einer kleinen Stadt in der Nähe, wo das Flugzeug abgestürzt war
und einige Leute zeigten mir Stücke von dem Flugzeug, eingeschlossen den
Hauptkompass. Die Kinder hatten ihn und ich muss wohl ziemlich nah an
der Maschine gewesen sein. Man behielt mich einige Tage im Gefängnis, wo
ich hohes Fieber bekam und delirierte. Da nahm ich die
Sulfonamidtablette mit Wasser oder Kaffee, den sie mir gaben.
Von dort kam ich zu unserem Ziel und kam in das Gefängnis nach Hamm.
Ich wurde dann zu dem Bahnhof gebracht, den wir bombardiert hatten, eine
Weile von den Leuten dort bedroht, auf einen Zug gesetzt und verließ die
Gegend. Zum ersten Mal machte ich die Erfahrung, Luftangriffe mit
Deutschen in Bahnhöfen oder Bunkern zu überstehen und zu ertragen. Meine
Wachen beschützten mich bei verschiedenen Gelegenheiten davor, gelyncht
oder angegriffen zu werden.
Kommentar von James:
Einen Punkt, den Daniels ausgelassen hat ist der, dass als er im
Gefängnis, ich glaube in Hamm war, nachts Männer kamen um ihn zu
lynchen, aber die Frauen verhinderten es. Ich glaube, dass man ihn zu
seiner eigenen Sicherheit ziemlich schnell von Hamm weggebracht hat.
Daniels kommentiert, dass dies im Hammer Bahnhof geschah.
Daniels fährt fort:
Ich wurde dann zu einer Luftwaffenstation gebracht, bewacht von zwei
Wehrmachtsoffizieren und der Luftwaffe übergeben. Die Luftwaffe wies mir
eine Wache zu und brachte mich nach Frankfurt zum Verhör. Ich bin
ungefähr 15 Meilen von euch entfernt gelandet und ich glaube nicht, dass
die Deutschen uns alle zusammenbrachten. Ich hatte keinerlei Anzeichen
bemerkt, dass es Leute gab, die glaubten, dass wir alle zum gleichen
Flugzeug gehörten, wir waren so weit von einander entfernt, an einem
anderen Ort. Tatsache ist, dass sie nicht mal bemerkt haben, dass es
dasselbe Flugzeug war. Im Gefangenenlager habe ich mit einer anderen
Person gesprochen, die der Rest einer Bomberbesatzung war, die bei
demselben Angriff abgeschossen wurde. Als sie von dem Ziel abdrehten,
wurden sie von Jägern angegriffen und sie dachten, sie seien das einzige
Flugzeug gewesen, dass abgeschossen wurde. Aber es waren anscheinend
wenigstens zwei und sie waren nicht Teil unserer Abteilung. Sie waren
Teil der dritten und vierten Formation, die das Ziel angriffen. Ich war
total abgesondert, ich wusste nicht was los war. Wo ihr wart oder wer
ihr wart und ich ging eine ganz andere Route – nicht ins Krankenhaus,
sondern nach Frankfurt, früher als Saunders und Soo.
Eickelborn Reservelazarett, 26. November 1944
nachts.
James:
Als Rieth, Saunders und
ich während der Nacht ankamen im Eickelborner Krankenhaus, kann ich mich
lebhaft erinnern, dass wir im Operationssaal waren. Ich kann nicht mit
Sicherheit sagen, ob Saunders dabei war, aber Rieth war mit mir da. Ich
bin nicht sicher. Ich lag auf einer Trage oder vielleicht auf dem
Operationstisch und hatte hohes Fieber und furchtbare Schmerzen. Es
rannten Leute eifrig im Zimmer herum, aber die einzigen zwei, an die ich
mich sehr gut erinnern kann, waren der deutsche Arzt Lorent, der
Hauptmann war und ein arroganter SS-Offizier. Ich brannte vor Fieber und
bat um Wasser. Nach einer Weile gab mir jemand einen Eimer Wasser zu
trinken, aus dem Wasserhahn und später erfuhr ich, dass das ganze Wasser
in den Leitungen verschmutzt war. Ich trank es und war dankbar dafür.
Der
SS-Offizier begann mich zu verhören, aber alles was ich ihm sagte war:
„Ich bin Feldwebel Wilbur A. James und meine Nummer ist 33422508“ Er
wollte wissen, in was für einem Flugzeug ich gesessen hatte, von wo ich
abgeflogen war und jede Menge anderer Fragen. Ich blieb dabei und
wiederholte meinen Namen, Rang und Nummer. Der SS-Offizier entdeckte die
Ringe an meinen Fingern und versuchte sie abzuziehen. Obwohl ich groggy
war, Fieber hatte und unter Schock stand, war ich stärker als er und
hielt meine Hand geschlossen. Die Ringe waren mein
Highschoolabschluss-Ring und ein billiger Airforce-Ring. Ich zeigte auf
meinen Highschool Ring und sagte „Mutter“ um ihn glauben zu machen, dass
meine Mutter mir den Ring geschenkt hätte und ich den gerne behalten
würde. Er blieb aber dabei, meine Hände aufzumachen und ich ließ meine
Hände zu und machte ganz feste Fäuste. Das ging immer so weiter.
Schließlich riss er seine Offiziersmütze vom Kopf, knallte sie auf den
Boden und begann mich anzubrüllen. Ich verstand kein Wort. Dr. Lorent
stand dabei und er zeigte auf meinen Ring und schrie den Doktor an. Sie
schienen zu streiten und etwas später erzählte mir der Doktor, dass der
SS-Offizier ihm befohlen hätte, die Ringe von meinen Fingern zu
schneiden und dass er ihm erzählt hatte, dass er Arzt sei und nicht
Metzger. Das erforderte großen Mut, weil die SS-Offiziere zu einer
Elitetruppe gehörten, die Hitler ergeben waren und die Macht hatten zu
tun was ihnen gefiel. Sie wurden von beiden sehr gefürchtet, vom
deutschen Militär und den Zivilisten.
Ich kann
mich nicht sicher erinnern, aber ich glaube nicht, dass ich irgendwie
medizinisch behandelt wurde in der Nacht. Die Ereignisse in dem
Operationssaal sind alles an was ich mich erinnere und entweder bin ich
umgekippt oder bewusstlos geworden.
Saunders:
Er
brachte mich in diesen kleinen Raum, sie ließen mich niemanden sehen.
Sie kamen jeden Morgen rein.
So endete der längste
Tag für Daniels Besatzung.
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Doch lassen wir nun einen Augenzeuge zu Worte kommen.
Wir kennen ihn schon. Theodor Wickord, geb. 2.1.1931, wohnhaft Westhusen
11. Er wohnt noch heute unmittelbar an der Absturzstelle des B-17-G
Bombers vom 26.11.1944. Telefonisch habe ich um einen Interviewtermin
gebeten und am 18.7.2005 konnte ich ihn und seine Gattin aufsuchen.
Wickord kann sich noch bestens an die damaligen Ereignisse erinnern. Er
schildert die Ereignisse des 26.11.1944 so gut, dass man meint, sie
wären erst gestern geschehen. |
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Hier seine Schilderung: |
„Der
26.11.1944 war ein Sonntag. An den Vortagen hatte es kräftig geregnet.
Der Sonntag war aber ein klarer Tag, mit strahlend blauem Himmel. Zu
unserer Familie gehörten damals ca. 20 Personen. Verwandtschaft aus
Aachen hatte bei uns auch Unterkunft gefunden. Gegen Mittag zogen dann
die Bomberverbände in großer Höhe über uns hinweg. Das war zu dieser
Zeit keine Seltenheit. Diesmal kamen sie aus Richtung Hamm, wo sie wohl
schon ihre Bomben abgeworfen hatten. Von Bombenangriffen auf Hamm konnte
wir ja auch häufig die Folgen sehen. Rauchwolken über Hamm. Auch den
Brand der Pauluskirche konnten wir gut sehen. Damals standen noch nicht
zu hohe Bäume in den Lippewiesen. Als wir am 26.11.1944 die Bomber
sahen, kamen auf einmal unsere Jäger und kurvten in den Bomberverband.
Es wurden auch Bomber getroffen und einer stürzte in unserer Richtung
ab. Das heißt, der Bomber wurde getroffen und zerbrach noch in der
Luft. Er wurde also von Jagdflugzeugen abgeschossen und nicht von der
Flak. Die Flak schoß übrigens nicht, wenn unsere Jäger im Einsatz waren,
man wollte ja nicht die eigenen Jäger vom Himmel holen. Der Hauptteil
des Flugzeugwracks kam direkt vor unserem Haus, höchstens 20 m entfernt,
zu Boden. Zuvor hatte er noch drei Kopfweiden abrasiert. Die Stelle kann
ich ihnen gleich noch zeigen. Die Motoren hatte sich losgerissen und
kamen im Abstand von jeweils ca. 100 m zu Boden und gruben sich tief
ein. Eine der Kanzeln des Bombers, möglicherweise eine Schützenkanzel,
war etwa 150 m von unserem Haus entfernt an den Rand des Lohbusch
gestürzt. Dort saßen noch drei tote Flieger drin, die zum Teil stark
verbrannt waren. Ich sehe heute noch einen Toten, dessen Arm noch
unverletzt war. Seine Fliegeruhr fehlte. Hatte man diese dem Toten schon
abgenommen ?, natürlich weiß ich das nicht genau. Wir sahen nach dem
Absturz jedenfalls Fallschirme in Richtung Dolberg treiben. In unserer
Nähe ist jedenfalls keiner runtergekommen. Später, nach dem Kriege hat
mir noch der Bürgermeister von Dolberg erzählt, das drei von den
Fliegern bei und hinter Dolberg heruntergekommen waren und einer sei bis
kurz vor Beckum getrieben worden.
Am Abend des 26.11.1944 trat dann die Lippe, infolge der starken
Regenfälle der Vortage, über die Ufer. Die Absturzstelle an unserem Haus
stand dann etwa 1 m unter Wasser. Gut sei Dank liegt unser Haus ja ein
Stück höher. Natürlich war auch Polizei und Soldaten an der
Absturzstelle. Die Polizisten kamen von der Wache in Heessen. Wo die
Soldaten stationiert waren kann ich nicht sagen. Jedenfalls sollten die
Soldaten die Maschine bewachen. Als man aber sah, dass die Maschine
nicht zu bergen war wurden sie abgezogen. 8 Tage dauerte das Hochwasser,
dann war es abgezogen und abends brannte die abgestürzte Maschine
plötzlich. Keiner von uns wusste warum. Die Polizei, in Person der
Beamten Hedlick und Dickert, kamen auf unseren Hof. Mein Vater wurde
prompt verhaftet und mit zur Wache Heessen genommen. Zwei Tage hat man
ihn dort festgehalten, dann wurde er aber entlassen. Man konnte ihm den
Brand nicht anlasten.
Wenn sie mich nun fragen, wohin man nach meiner Ansicht verletzte
Besatzungsmitglieder gebracht hat, die bei oder hinter Dolberg gelandet
waren, dann bin auch ich der Ansicht, dass man sie zum Krankenhaus nach
Ahlen oder Beckum gebracht hätte. Aber das ist nur eine Vermutung von
mir. Übrigens wurden die Flugzeugmotoren erst 1964 oder 1965
ausgegraben. Bis zu diesem Zeitpunkt lagen sie tief in der Erde vor
unserem Haus.“
So weit der Bericht des damals 12 jährigen Theodor Wickord, bei dem
ich mich recht herzlich für seine freundliche und sachlich fundierte
Auskunft bedanken möchte. In der Anlage zeige ich Ihnen Bilder von
Theodor Wickord und den Absturzstellen. |
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Vermerk des Verfassers: Nachforschungen im
Polizeigefängnis in Hamm ergaben, dass die Betroffenen in dieser Nacht
nicht in Hamm im Polizeigefängnis einsaßen. Das Gefängnis in der
Bismarckstraße scheidet wohl ebenfalls aus, da dort nur Häftlinge zur
Strafverbüßung und Untersuchungshaftgefangene einsaßen. Auffallend ist
auch, das James davon spricht, das Daniels im Gefängnis gelyncht werden
sollte und dies Frauen verhindert hätten. Das Gefängnis sowohl in der
Bismarckstraße, als auch das Polizeigefängnis war von außen aber nicht
erreichbar und ein Lynchversuch war sicher nicht möglich. Anders war
dies natürlich beim Transport oder in der Bahnhofswache.
Die Landeorte der
Fallschirme sind nicht mehr zu ermitteln. Auffallend sind aber
auch hier die Aussagen.
Lediglich Daniels kam
wahrscheinlich in der Nähe der Absturzstelle zu Boden, wie er betonte.
Ihm haben Kinder Teile des Flugzeuges gezeigt. Die anderen
Besatzungsmitglieder kamen mindesten 15 Meilen entfernt zu Boden. Damit
dürfte ihr Landeort zwischen Dolberg und Beckum gelegen haben. Dies
erklärt auch den Transport nach Ahlen ins Krankenhaus und später nach
Eickelborn. Leider dürften die einzelnen Landungsorte nicht mehr zu
ermitteln sein.
John Meurs, ein in der
Schweiz lebender Amerikaner, forschte über die 8. Luftflotte und ihre
Geschichte, speziell im November 1944. Bei seinen Nachforschungen
stellte sich bald schon heraus, das nicht nur die 338. Bombergruppe, zu
der auch der B-17G-Bomber aus der bisherigen Niederschrift gehörte, an
dem Angriff vom 26.11.1944 beteiligt war, sondern auch die 390.
Bombergruppe, die in Framlingham in Suffolk stationiert war. Diese
Bombergruppe traf das gleiche Schicksal. Auch von ihr wurden einige
Maschinen abgeschossen. Eine dieser Maschinen schaffte es noch bis zum
Teutoburger Wald zu gelangen, obwohl sie bereits kurz nach dem Angriff
von der Flak getroffen worden war. Zwischen Dissen und Bad Rothenfelde
stürzte sie dann jedoch endgültig ab. Hier überlebten die
Besatzungsmitglieder und sprangen mit den Fallschirmen ab. Ihre
Geschichte wurde in der Osnabrücker Zeitung vom 2.3.2002 vorgestellt.
Für den Bereich Hamm und die Polizeihistorische Sammlung war von
besonderem Interesse, dass erstmals durch Zeugenaussagen bewiesen
werden konnte, das eine Bombergruppe als alleiniges Ziel die
Polizeidirektion Hamm hatte. Also gab es bei dem Angriff vom 26.11.1944
zwei Angriffsziele: Für die Bombergruppe 338 war dies der
Verschiebebahnhof und für die Bombergruppe 390, die Polizeidirektion
Hamm. Auch hier möchte ich den Originalartikel der Osnabrücker Zeitung
einstellen: |
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Neue OZ vom 02.03.2002: |
„Wer kennt Hintergründe des
Flugzeugabsturzes in Erpen ?
Dissen (ak)
November 1944: Der zweite
Weltkrieg geht mit der Bombardierung deutscher Städte durch Flugzeuge
der Alliierten in die entscheidende Phase. Die Gegenwehr der deutschen
Luftabwehr ist seinerzeit noch groß. So gehen am 26.11.1944 35 Bomber
der amerikanischen 8. Luftflotte über Nordwest-Europa verloren, einer
von ihnen stürzte auf die Bahnlinie des „Haller Wilhelm“.
John Meurs, ein in der
Schweiz lebender Amerikaner, forscht gegenwärtig nach diesen
abgeschossenen Flugzeugen und nach dem Schicksal der Besatzungen. Sein
Ziel ist es, ein Buch oder eine Serie von Artikeln über die Aufgaben der
8. Luftflotte an diesem speziellen Tag zu schreiben. Er wandte sich
deshalb an die Gemeinde Bad Rothenfelde und bat um Hilfe bei den
Nachforschungen.
Einer der Bomber, so hat
Meurs ermittelt, ein B-24-Liberator, der zur 390. Bombergruppe gehörte,
die in Framlingham in Suffolk stationiert war, stürzte auf die Bahnlinie
des „Haller Wilhelm“ in Erpen zwischen Dissen und Bad Rothenfelde. Ziel
der Gruppe war das Polizeigebäude in Hamm in Westfalen gewesen.
Unmittelbar nach dem Bombenabwurf wurde jedoch das Flugzeug von der
deutschen Flak getroffen, so dass sich ein Feuer im Bereich des
Bombenschachtes ausbreitete. Daraufhin sprang die gesamte Besatzung mit
Fallschirmen ab und wurde gefangen genommen.
Aus Erzählungen des
Besatzungsmitgliedes Dan Finlayson wusste dessen Sohn Richard einiges
über den Absturz zwischen Dissen und Bad Rothenfelde. Er teilte John
Meurs kürzlich mit: „ Jeder verließ die Maschine so schnell wie möglich.
Der Funker war jedoch bewusstlos. Mein Vater kroch hinauf in den
Funkstand, holte ihn hinunter in die Flugzeugspitze, schob ihn zum
Notausstieg und sorgte für das Öffnen des Fallschirms. Für die Rettung
seines Kameraden erhielt mein Vater später eine Auszeichnung, berichtete
Finlayson. „ Mein Vater sprang dann selbst ab, schlug aber dabei durch
die Luftverwirbelung des Flugzeuges mit dem Kopf gegen die
Heckfunkantenne und erlitt eine ernsthafte Gesichtsverletzung. Er
glaubte, als Letzter aus der Maschine abgesprungen zu sein, denn kurz
darauf sei das Flugzeug explodiert.“
Soweit der Artikel aus
der Osnabrücker Zeitung. Auf Grund dieses Artikels meldeten sich einige
Zeugen und am 16.3.2002 erscheint in der Neue OZ der nachfolgende
Artikel:
„ Wertvolle Details über
den Flugzeugabsturz in Dissen
Dissen (ak)
16.03.2002
Wer kennt Hintergründe über
den Absturz eines amerikanischen Bombers auf die Bahnlinie des Haller
Wilhelm in Dissen am 26.November 1944? Diese Frage stellte kürzlich der
in der Schweiz lebende Amerikaner John Meurs, der sich bei der Suche
nach Augenzeugen an die Gemeinde Bad Rothenfelde gewandt hatte. Meurs
möchte die Ereignisse in einem Buch verarbeiten. Sein Aufruf blieb nicht
ungehört.
Eine erste Reaktion kam
von dem Flugzeugexperten Martin Frauenheim aus Hagen. Er bestätigte
zunächst den Absturz nach seinen Unterlagen und auch die Rettung der
Besatzung. Er schrieb jedoch: „ Allerdings handelte es sich bei der
Maschine nicht um eine B 24 Liberator, sondern um eine Boeing B-17G
Fortress, die von dem Piloten Gilbert A. Meyer gesteuert wurde“. Auch
der in dem Artikel genannte Bombenschütze Dan W. Finlayson gehörte zur
Crew, so Frauenheim.“
Soweit der Artikel aus der
Neuen Osnabrücker Zeitung.
Nur ein Tag im November
1944. Diese Niederschrift soll nachdenklich machen. Darum auch noch
folgende Informationen. Die von den Firmen Boeing, Douglas und Lockheed
produzierte Version B-17G, hat eine Auflage von 8680 Maschinen erreicht.
Bei den Tageseinsätzen auf
Deutschland fielen mehr als 47 000 Besatzungsmitglieder der 8.
US-Luftflotte.
Auch die bereits
angesprochenen Lynchfälle hat es gegeben. Insgesamt sind mehr als 150
Fälle von Lynchjustiz gegen Bomberbesatzungen registriert worden, wobei
sowohl einzelne, als auch ganze Gruppen von Fliegern in Deutschland
ermordet wurden. Bei den Tätern handelte es sich um Zivilisten,
Wehrmachtsangehörige, NS-Amtsträger, SS-Angehörige aber auch um
Polizeibeamte und andere Ordnungskräfte.
Ausgelöst und unterstützt
wurden diese Lynchfälle durch den Reichsführer SS und Chef der Deutschen
Polizei Heinrich Himmler.
Er gab am 10.8.1943 ein
Befehl heraus, indem er klarstellte, dass es nicht Aufgabe der Polizei
sein könne :“ sich in Auseinandersetzungen zwischen deutschen
Volksgenossen und abgesprungenen englischen und amerikanischen
Terrorfliegern einzumischen“.
Einzelne Forderungen
unterer Parteifunktionäre, gefangene britische Piloten künftig auf der
Stelle zu erschießen, waren schon seit dem Frühjahr laut geworden. So
vertrat z.B. der mecklenburgische Gauleiter Hildebrandt die Auffassung,
alle britischen Bomberpiloten nach japanischem Vorbild summarisch
hinzurichten. Himmler aber sollte es vorbehalten bleiben, als erster von
Amts wegen die Lynchjustiz in Kauf zu nehmen bzw. sie zu billigen. Als
die alliierten Luftstreitkräfte zur Vorbereitung der ursprünglich im Mai
1944 geplanten Invasion ihre Tagesangriffe auf Flugplätze und
Verkehrsziele in Frankreich, Belgien und auch im Reich erheblich
verstärkten und dabei zunehmend zu Tieffliegerangriffen auf militärische
und zivile Ziele auf Schienen und Straßen übergehen, gibt es vermehrt
nur schwach kaschierte Verlautbarungen und Weisungen unterer und auch
höherer Partei- und Regierungsstellen, hinter denen sich eine
unterschwellig betriebene Politik hin zu einer planmäßigen Lynchjustiz
an abgeschossenen Feindfliegern vermuten lässt. Ihren Höhepunkt findet
diese verhängnisvolle Entwicklung in dem berüchtigten Leitartikel von
Goebbels „...zum feindlichen Luftterror“, der am 28. und 29.5.1944 in
der Berliner bzw. Münchener Ausgabe des „Völkischen
Beobachters“ erscheint.
Goebbels versucht in seinem Artikel, der mit Hitler abgestimmt war und
auch von anderen deutschen Tageszeitungen übernommen wurde, den Eindruck
zu erwecken, dass sich die Reichsregierung nunmehr außerstande sehe, die
deutsche Bevölkerung von einem gewaltsamen Vorgehen gegen alliierte
Piloten abzuhalten. Zwei Tage später gibt’s Hitlers Kanzlei durch ihren
Chef, Reichsleiter Borrmann, in einem Geheimen Rundschreiben an alle
NS-Gau- und Kreisleiter bekannt, dass bei Lynchjustiz an alliierten
Fliegern von „polizeilicher und strafrechtlicher Verfolgung der dabei
beteiligten Personen“ abzusehen sei. Danach mochte auch das
Oberkommando der Wehrmacht in der Person ihres Chefs,
Generalfeldmarschall Keitel, nicht nachstehen. Am 9.7.1944 formuliert er
einen geheimen Befehl, in dem deutschen Soldaten untersagt wurde, sich
gegen die Zivilbevölkerung zu stellen, wenn diese in berechtigter
Empörung über anglo-amerikanische Terrorflieger zur Selbsthilfe greift.
Die letzten bekannt gewordenen
Befehle in dieser Richtung stammen von dem Kommandierenden General des
Luftgaues VI in Münster, August Schmidt, der den vorgenannten Befehl
Keitels am 11.12.1944 weisungsgemäß weitergab, sowie von Albert
Hoffmann, dem Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar des Gaues
Westfalen-Süd. Nach seinem Schreiben vom 26.2.1945 an alle Landräte,
Oberbürgermeister, Polizeiverwalter, NS-Kreisleiter und an den
Kreisstabsführer des Deutschen Volkssturmes sind abgeschossene
Jabopiloten“ grundsätzlich der Volksempörung nicht zu entziehen. Ich
erwarte von allen Dienststellen der Partei“, schreibt Hoffmann weiter, „
dass sie sich nicht als Beschützer dieser Gangstertypen zur Verfügung
stellen. Behördliche Dienststelle, die dem gesunden Volksempfinden
zuwiderhandeln, werden von mir zur Rechenschaft gezogen.“
Wie viele
Besatzungsmitglieder abgeschossener Flugzeuge in Deutschland ermordet
wurden, steht nicht genau fest.
Artikel 2 der Genfer
Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen vom 27.7.1929.
(ratifiziert von Deutschland 1934)
„Die
Kriegsgefangenen unterstehen der Gewalt der feindlichen Macht, aber
nicht der Gewalt der Personen oder Truppenteile, die sie gefangen
genommen haben. Sie müssen jederzeit mit Menschlichkeit behandelt werden
und insbesondere gegen Gewalttätigkeiten, Beleidigungen öffentliche
Neugier geschützt werden. Vergeltungsmaßnahmen an ihnen auszuüben, ist
verboten.“ |
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