Polizeiärztlicher Dienst
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Anlagen

Der Polizeiärztliche Dienst in Hamm und seine Sanitätsbeamten, von 1921 bis heute.

 

Von Polizeihauptkommissar a. D. Siegfried Paul

 

Friederich (Fritz) Bobe, * 25.11.1893, in Brüntorf, einer Gemeinde mit 571 Einwohner, die postalisch zur Gemeinde Kirchheide (Lippe) gehörte, und deren Kreisstadt Lemgo war, gehörte zu einer Schutzpolizeieinheit, die am 2. März 1920 in Friedrichfeld bei Wesel aufgestellt worden war. Sie stand unter dem Kommando des Polizeihauptmann Röhrbein. Ursprünglich war diese Einheit zunächst nach Gelsenkirchen verlegt worden und nannte sich dort „ 3. Polizeibereitschaft Gelsenkirchen“. Diese Einheit wurde am 30. September 1921 nach Hamm verlegt und wurde nun in „1. Polizeibereitschaft Hamm“ umbenannt.

Wie war Friederich Bobe zu dieser Schutzpolizeieinheit gekommen?

Nach dem 1. Weltkrieg, den Bobe natürlich im kaiserlichen Heer miterlebt hatte, stand er nach Kriegsende ohne Zukunftsaussichten da. Mit ihm waren große Teile des ehemaligen Heeres ohne Arbeit und Unterkunft. Das „Deutsche Reich“ existierte nicht mehr, der Kaiser hatte abgedankt.  Viele der noch jungen Soldaten meldeten sich, in dem nun einsetzenden Chaos im Deutschen Reich, zu den sich bildenden „Freikorps“. Dies geschah nicht nur aus Gründen der Versorgung. Viele der jungen Soldaten wollten Deutschland wieder aufbauen und eine sichere Zukunft mitgestalten. Auch Friederich Bobe trat einem Freikorps bei. Der größte Teil seiner Einheit meldete sich dann zu den neugegründeten Sicherheitswehren, die Vorläufer der Sicherheitspolizei (Sipo) wurden. Bobe meldete sich in Münster zur Sicherheitswehr. Nachdem aus der Sipo dann letztendlich die Schutzpolizei hervorgegangen war, meldete sich Bobe mit seiner Einheit zur Schupo, und zwar in Friederichsfeld bei Wesel.

Mit seiner Schutzpolizeieinheit hatte Bobe schon einige schwere Einsätze erlebt, bevor er nach Hamm kam. So war er z.B. eingesetzt, bei:

1.     den Kämpfen um Dinslaken im März 1920

2.     der Säuberung und Entwaffnung des Ruhrgebietes 1920

3.     der Grenzsicherung an der deutsch-tschechischen Grenze 1921

4.     der Grenzsicherung an der deutsch-polnischen Grenze 1921

5.     der Abwehr des Übergreifens des 3. Polenaufstandes in Oberschlesien 1921.

In Hamm bezogen die staatlichen Polizeibeamten nun den Saal der Gaststätte „Fischer“, Ostenallee 105. (heute: Hammer Brunnen).

Im Einwohnermeldebuch der Stadt Hamm von 1922, kann man dort auch als Eintrag die Namen der Beamten nachlesen, unter ihnen auch Fritz Bobe.

Über das Schulgebäude Alleestraße in Hamm, kamen die Beamten dann in den „Ritzgarten“, der inzwischen hergerichtet worden war. Fritz Bobe gehörte weiterhin der 1. Hundertschaft Hamm an.

Nach dem „Kommandobefehl Nr. 60“, vom 10.6.1922, wurde Fritz Bobe am 13.6.1922 von der 1. Hundertschaft  zum Kommando der Schutzpolizei, Abteilung Med. versetzt.  

Damit war Fritz Bobe der erste Polizeisanitätsbeamte in Hamm. Er versah seinen Dienst unter der Fachaufsicht des Polizeivertragsarztes Dr. med. Friedrich Wilms. (Diese Tatsache war für mich interessant, weil ich der vorerst letzte Polizeisanitätsbeamte in Hamm gewesen bin. Nach meiner Pensionierung Ende September 2002, wurde die Sanitätsstelle der Polizei mit zivilen Angestellten besetzt.)

Bobe selbst wurde als  geschäftsführender Sachbearbeiter auf der Sanitätsstelle eingesetzt. Schon bald wurde der Sanitätsdienst ausgebaut und weitere Mitarbeiter wurden ausgebildet. So z.B. Pol.-Wachtmeister Trilling  und   Pol.- Oberwachtmeister Multermann.

Im August 1925 wurde Friederich Bobe zur Polizeisanitätsschule Berlin abgeordnet. Seine Vertretung übernahm der Polizeioberwachtmeister Multermann. Übrigens der POW Multermann, der später die Gestapo-Nebenstelle Hamm leiten sollte.

Aus dem Tagesbefehl Nr. 92/ 25 und 45/26 gehen weiterhin die Polizei- Sanitäter Eistert und Schmidt hervor.

Friederich Bobe war ein geselliger und sangesfreudiger Mann und so ist es nicht verwunderlich, dass er im September 1926 dem Polizei-Gesang-Verein Hamm beitrat.

Das sich Bobe auch für seine Kollegen einsetzte zeigt uns die Tatsache, dass er sich im Januar 1927 als Mitglied für den Beamtenausschuß aufstellen ließ und auch gewählt wurde. Der Beamtenausschuß hatte etwa die Funktion des heutigen Personalrates.

Die Polizeisanitätsstelle befand sich zu dieser Zeit in der Unterkunft Ritzgarten. Auf dem Flur vor der Sanitätsstelle wurde 1929 ein Automat mit Schutzmitteln gegen Geschlechtskrankheiten aufgestellt. Seine Wartung und Betreuung wurde ebenfalls von Bobe übernommen, der inzwischen zum Polizeihauptwachtmeister befördert worden war.

Wie umfangreich die polizeiärztliche Versorgung seinerzeit war, ist der Ausgabe der Amtlichen Bekanntmachung vom 10. Mai 1929 zu entnehmen. So wurde zur sozialhygienische Fürsorge für die Beamten und deren Angehörige eine besondere Fürsorgeschwester eingeführt und Therapie- und Bestrahlungsgeräte angeschafft. Die Sprechstunde dazu fand auf der Sanitätsstelle in der gelben Baracke, bei Herrn Dr. Wilms statt.

Die Sanitätsstelle war telefonisch unter der Nummer 87 zu erreichen.

Am 13.6.1933 wurde ein weiterer Polizeibeamter zur Ausbildung als Sanitätsbeamter zum Staatskrankenhaus der Polizei in Berlin abgeordnet. Es war dies Willi Lübke, von dem wir  später noch mehr zu berichten haben.

Inzwischen wurde auch Fritz Bobe weiter ausgebildet. Damit er die Organisation einer großen Polizeisanitätsdienstsstelle kennen lernte, wurde er am 3.4.1934 nach Dortmund versetzt.

Als sein Vertreter in Hamm wurde nun Polizeioberwachtmeister Lübke eingesetzt, der seine Ausbildung in Berlin abgeschlossen hatte. Lübke nahm auch an den Revierstunden teil, die nun in der Praxis des Dr. Wilms, Nordstr. 1 stattfanden. 

Inzwischen hatte Fritz Bobe seine Erfahrungszeit in Dortmund abgeschlossen. Er wurde auf eigenen Wunsch am 15.10.1935 wieder nach Hamm versetzt und dort auch wieder im Sanitätsdienst eingesetzt.

Am 15.10.1938 wurde Bobe die Polizeiauszeichnung Stufe 2 verliehen. Diese wurde für die 18 jährige Tätigkeit im öffentlichen Dienst verrichtet, wobei 4 Jahre und 323 Tage Dienstzeit im Heer angerechnet wurden. Übrigens wohnte Fritz Bobe zu dieser Zeit in Hamm, Nordenwall 10.

Am 13. Dezember 1939 erhielt Friederich Bobe vom Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren, per Schnellbrief seinen Versetzungsbefehl nach Thorn. Dort sollte er als geschäftsführender Sanitätsbeamter eingesetzt werden. Friederich Bobe hatte sich für die Verwendung im „Osten“ selbst gemeldet.

Seine Dienstzeit begann am 1. April 1940 in Thorn.

Damit war die Zeit in Hamm für Friederich Bobe endgültig vorbei.

Als letzte Unterlage in Hamm steht seine Vermisstenmeldung zum Kriegsende 1945.  Er wird als „vermisst im Einsatz im Osten gemeldet.“

Auf einer Ehrentafel für die Gefallenen und Vermissten Angehörigen der Hammer Polizei, in der Eingangshalle des Polizeipräsidiums Hamm, hat Fritz Bobe seinen Ehrenplatz gefunden.

Damit endet die Geschichte von Friederich Bobe, die Geschichte des polizeiärztlichen Dienstes allerdings geht weiter. 1940 wird als Ersatz für Friederich Bobe, der Polizeihauptwachtmeister Wulf von Aachen nach Hamm versetzt. Als geschäftsführender Sachbearbeiter fungiert allerdings Willy Lübke (genannt Willibald).

Die Sanitätsstelle war inzwischen vom Ritzgarten in die Rettungsstelle 1, Graf Adolf von der Mark Schule, verlegt worden. Die ärztlichen Sprechstunden fanden nun in der Sprechstunde des Dr. Wilms, Bismarckstr. 1 statt, nachdem die alte Sprechstunde Nordstr. 1 kriegsbeschädigt worden war.  Nach Kriegsende blieb Willibald Lübke Sachbearbeiter auf der Sanitätsstelle. Ihm zur Seite standen die Beamten der Schutzpolizei der Reserve Brauer und Osthues.

Alle bis zu diesem Zeitpunkt beschäftigten Sanitätsbeamten und Helfer, im Mai 45 insgesamt 17 Personen und im Juli 45 noch 12 Personen, wurden entlassen.

Im April 1946 wird der Oberwachtmeister der Luftschutzpolizei Brauer mit der stellvertretenden Leitung der Sanitätsstelle beauftragt.

Ab dem 12. September 1946, musste die Hammer Polizei für eine Alarmeinheit  35 Beamte  auf Anforderung stellen. Willibald Lübke musste als Einsatzsanitäter diesen Einsätzen teilnehmen.    

Wie umfangreich schon damals der Pflichtenkatalog für die Sanitätsstelle war, ergibt sich aus Anlage.

Schon am 18. September aber tritt Willibald Lübke zurück zur Sanitätsstelle.

Die Zeit nach dem Kriege war sehr hektisch und schon  Ende November 47 wurde ein neues Einsatzkommando gebildet und wieder musste Polizeiwachtmeister Willibald Lübke als Sanitäter zu diesem Kommando.

Erst 1950 wird  dann auf ein Schreiben des Dr. Wilms altes und beschädigtes Sanitätsmaterial, welches noch in der Rettungsstelle 1 benutzt worden war und dort im Krieg stark beschädigt wurde, ausgesondert.

Auch 1954 befindet sich die Sanitätsstelle noch in der Praxis des Dr. Wilms.

In allen Aufbaubemühungen, die Hammer Polizei hatte erst einige Räume im Polizeidirektionsgebäude zugeteilt bekommen, ereilte die Polizeibeamte die Nachricht vom Tode des äußerst beliebten Polizeivertragsarztes Dr. Friedrich Wilms. Er verstarb auf dem Weg nach Dortmund am 30 Oktober 1955.

Als Polizeivertragsarzt wurde zunächst sein Vertreter Dr. Heitsch eingesetzt, der seine Praxis in der Weststr. hatte.

Im April 1956 wurde Willy Lübke wieder zum Polizeimeister ernannt, im gleichen Monat wurde Dr. Heitsch planmäßiger Polizeivertragsarzt.

Dann endete endlich eine lange Behelfszeit für den Polizeiärztlichen Dienst. Im Mai 1956 wurden endlich die Räume für die Sanitätsstelle im Polizeigebäude fertiggestellt.  Die Sanitätsstelle befand sich nun im Erdgeschoss rechts, im Flügel zur Borbergstraße.  

Mit dem Bezug der neuen Räume war auch eine Änderung der Sachbearbeitung verbunden. Polizeimeister Lübke wurde zum Geschäftszimmer des Leiter –S- umgesetzt und der Polizeimeister Urboneit übernahm den Sanitätsdienst.  

Als ständiger Vertreter fungierte Polizeimeister Hermann Fischer, der während des II. Weltkrieges als Sanitäter eingesetzt war. Fischer war später Vorsitzender des Personalrates der Hammer Polizei. Ein ruhiger und sehr kompetenter „Sani“ und Polizeibeamter. Beide, sowohl Urboneit als auch Hermann Fischer, versahen ihren Dienst noch 1964, als ich nach Hamm versetzt wurde. Da Fischer mit seinen Aufgaben als Personalratsvorsitzender voll ausgelastet war, suchte man bald nach einem weiteren ausgebildeten Sanitätsbeamten, zumal die Pensionierung des Kollegen Urboneit am 31.3.1965 erfolgt war und er nun als Angestellter über die Pension hinaus Sanitätsdienst versah. Inzwischen hatte auch die Person des Polizeivertragsarztes gewechselt. Nach Dr. Heitsch, der hauptamtlicher Polizeiarzt im Ruhrgebiet wurde, hatte Dr. Quante aus Hamm-Süden die Stelle des Polizeivertragsarztes übernommen. Aus gesundheitlichen Gründen war Dr. Quante aber 1961 ausgeschieden und den Posten des Polizeivertragsarztes hatte Dr. Helmut Schulz-Kallenbach übernommen. „Schuka“, wie er nur genannte wurde, war ebenso beliebt wie seinerzeit Dr. Wilms. Er war hauptamtlich Stadtarzt und wurde später Leiter des Gesundheitsamtes und Stadtdezernent. 1963 trat er seinen Polizeidienst an und kannte schon bald jeden Polizeibeamten und jeden Familienangehörigen. Seine enormen Beziehungen zur Hammer Ärzteschaft, waren von unschätzbarem Vorteil. Schon 1964, als ich als junger Polizeiwachtmeister nach Hamm versetzt wurde, hatten sich ca. 95 % aller Hammer Polizeibeamten in die hausärztliche  Behandlung von Dr. „Schuka“ begeben. Als ständiger Vertreter des Polizeivertragsarztes fungierte zu dieser Zeit Dr. Braun. Ende April 1966 verabschiedete sich dann Wilhelm Urboneit auch als Polizeiangestellter von der Sanitätsstelle. Dort hatte am 29.3.1966 der Polizeimeister Peter Kähler den Dienst aufgenommen. Als sein Vertreter wurde nun der Polizeisanitätsbeamte Stepputat aus Unna eingesetzt. Beide Beamte vertraten sich gegenseitig. Weiter wurde jedoch in Hamm ein ständiger Vertreter gesucht und im Jahr 1969 habe ich mich dann zur Ausbildung als Polizeisanitätsbeamter beworben. Im Juli 1969 wurde ich dann erstmals als Hilfskraft zur Einarbeitung im Polizeiärztlichen Dienst eingesetzt. Für den vorgesehenen Ausbildungslehrgang in Essen wurde ich jedoch zurückgestellt, da meine Gattin gerade kurz vor der Geburt unserer Tochter stand. Dieser Ausbildungslehrgang wurde dann jedoch im Herbst 1970 nachgeholt. Gleichzeitig wurde auch der Polizeimeister Klaus Jeschke, der sich nun ebenfalls beworben hatte, zu der Ausbildung entsandt. Nach der abgeschlossener Ausbildung fungierte ich zunächst als Vertreter des Sanitätsbeamten, wobei ich auch Vertretungen beim Polizeiärztlichen Dienst in Kamen und Dortmund durchzuführen hatte.

Im April 1975 mußte ich dann eine neue Aufgabe übernehmen, ich wurde als Personenschützer von Minister Werner Figgen eingesetzt. Damit war ich natürlich häufig von Hamm abwesend. In der Zwischenzeit nahm Peter Kähler an einer Ausbildung zum Polizeikommissar teil, welche er auch erfolgreich abschloss. In seiner Abwesenheit musste nun Klaus Jeschke die Sachbearbeitung im Polizeiärztlichen Dienst übernehmen. Als sein Vertreter wurde ich  eingesetzt, erfuhr allerdings davon erst 1976. Im Dezember 1975 wurde dann die Sanitätsstelle aus dem Erdgeschoß in das zweite Obergeschoß verlegt und zwar in dem Flügel zur Borbergstr. gelegen, den heute der Erkennungsdienst belegt.

Im Herbst 1976 wurde ich dann wieder mit einer Sonderaufgabe betraut, nun war ich in der Sonderkommission zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität. Weitere Aufgaben folgten im Einsatztrupp zur Bekämpfung der Straßenkriminalität und des Dirnenunwesens. Mit Wirkung vom 17.04.1979 wurde ich dann zum Bezirksdienst versetzt. Natürlich hatte ich weiterhin die Vertretung des Kollegen Jeschke und des Kollegen Stepputat in Kamen zu übernehmen.

Im April 1980 erkrankte dann Dr. Schuka schwer. Zu dieser Zeit war ich wieder diensthabender Polizeisanitäter. Da Dr. Braun als Vertreter nicht mehr zur Verfügung stand, wurde nun dringend ein Vertreter des Polizeivertragsarztes gesucht. Da ich mich im Bereich des Bundeswehrkrankenhauses sehr gut auskannte, war ich doch für den Bereich der zuständige Bezirksbeamte, fragte ich den Leiter der inneren Fachuntersuchungsstelle, Dr. Volker Gedicke, ob dieser Posten für ihn nicht reizvoll sei. Dr. Gedicke sagte auch zu und die Polizeibehörde Hamm schloß einen Vertrag mit ihm ab. Die Erkrankung des Dr. Schulz-Kallenbach führte dann zu seinem Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen und er trat am 31.05.1981 in den Ruhestand. Am 1.6.1981 wurde dann Dr. Gedicke Polizeivertragsarzt der Hammer Polizei. Schon nach kurzer Zeit erfreute sich Dr. Gedicke einer großen Beliebtheit und hatte das Vertrauen der gesamten Polizei. Ergebnis, fast 90 % der Polizeibeamten waren auch kurativ in seiner hausärztlichen Behandlung.

Im Juni 1986 nahm Klaus Jeschke an einem Kommissarsbewerberlehrgang teil. Damit musste ich wieder zur Sanitätsstelle wechseln. Zunächst war dies eine vorläufige Umsetzung, die dann im November 1987 endgültig erfolgte. Als mein ständiger Vertreter wurde PM Detlef Schmidt-Lind eingesetzt, der ebenfalls einen Polizeisanitätslehrgang absolvieren musste.

Am 30.6.1988 trat Dr. Gedicke von seinem Posten zurück. Er war inzwischen zum Leiter des Bundeswehrkrankenhauses ernannt worden und seine neuen Aufgaben ließen ihm zeitlich einfach keinen Spielraum mehr. Sein Nachfolger war ab 1.7.1988 Dr. Claus Sigglow, ebenfalls Internist im Bundeswehr-Krankenhaus, der bis dahin auch schon seine Vertretung übernommen hatte. Mit Dr. Sigglow trat wiederum ein Polizeivertragsarzt an, dem großes Vertrauen entgegengebracht wurde.  

Die Polizeisanitätsstelle wurde nun kontinuierlich mit neuen Geräten ausgestattet und die Zusammenarbeit mit dem BWK war hervorragend.

Dann war die Zeit der alten Sanitätsstelle vorbei. Platzmangel hatten in dem alten Präsidium zu unhaltbaren Zuständen geführt. Ein Neubau zwischen Caldenhofer Weg,  Birkenallee und Hohefeldweg war zunächst geplant, kam aber nie zur Durchführung, vielmehr wurde ein Erweiterungsbau an der Ecke Feidikstr.- Grünstraße, mit Anbindung an den Altbau geschaffen. Offiziell wurde der Neubau am 28.8.1998 von Innenminister Fritz Behrens an die Polizeipräsidentin Frau Helga Fahlberg übergeben. Die Polizeisanitätsstelle war bereits ab 24.8.1998 umgezogen, allerdings verzögerte sich der gesamte Umzug bis zum 2.9.98, da nicht genügend Einlegeböden für die Schränke geliefert worden waren.  Die Sprechstunden fanden aber schon im Neubau statt.

Rund 4 Jahre habe ich nun noch in dem Neubau gearbeitet, dann wurde ich am 30.9.2002 in den Ruhestand versetzt. Meine Nachfolge übernahm die Angestellte Frau Doris Neumann, die zuvor beim Polizeiärztlichen Dienst in Kamen war. Neben ihr versieht heute Frau Cindy Perugini Sanitätsdienst, beide Damen vertreten sich. Mit mir ist auch der letzte Polizeisanitätsbeamte in Hamm gegangen. In Zukunft werden hier Angestellte ihren Dienst versehen. Der Bogen von Friederich Bobe bis zu mir hat sich geschlossen. Dr. Sigglow verließ am 31.12.2004 die Polizei. Sein Vertrag wurde vom Land NRW nicht verlängert. Eine Maßnahme, die heute noch von fast allen Polizeibeamten bedauert wird. Seit dem 1.1.2005 hat die Polizeiärztin Frau Dr. Schwarz den Polizeiärztlichen Dienst in Hamm übernommen. Das Land NRW hat sich entschlossen, die Polizeivertragsärzte abzuschaffen, gleichzeitig wird die amtsärztliche Tätigkeit der Polizeiärzte in den Vordergrund gestellt. Kurative Medizin soll nun vermehrt von den niedergelassenen Ärzten übernommen werden. Ein seit 1921 sehr gut funktionierendes System ist zerschlagen worden.  Nach mehr als 2 Jahren Erfahrung mit diesem neuen System wird mir berichtet, das die Beamtenschaft fast ausschließlich den Hausarzt aufsucht. Ein Vertrauensverhältnis scheint nicht mehr möglich. Schade.

Vermerk:

Die Polizeiärzte der Hammer Polizei können Sie im Internet unter:

www.polizeihistorischesammlung-paul.de 

Punkt Polizeiführung – Polizeiärzte einsehen.

 Die sachbearbeitenden Polizeisanitäter/innen von 1921 bis heute sehen Sie in der Anlage.

Sämtliche amtlichen Bekanntmachungen, Befehle oder sonstige Unterlagen, die sich auf den obigen Artikel beziehen, sind in der Polizeihistorischen Sammlung im Polizeipräsidium einsehbar. Eine Veröffentlichung hier wäre zu umfangreich.

Zu der obigen Niederschrift würde ich gerne Ihre Meinung wissen. Zuschriften bitte unter www.siggipaul@t-online.de oder ins Gästebuch im Internet.

Auf Wunsch bleibt die Zuschrift anonym.

 

Nachtrag vom 5.10.2009

Das ist der letzte und der endgültige Stand zum Thema Polizeiärztlicher Dienst in Hamm. Obwohl sich alle Berufsvertretungen für den Erhalt des Polizeiärztlichen Dienst eingesetzt hatten (siehe Anlage 01 ), teilte der Innenminister nur lapidar mit, dass der Polizeiärztliche Dienst in Hamm und Unna mit Ablauf des  31.12.2007 geschlossen wird. Die Beamtinnen und Beamten beide Behörden müssen nun den Polizeiärztlichen Dienst in Selm aufsuchen.  Für eine hausärztliche Versorgung durch Polizeiärzte besteht offensichtlich kein Interessen mehr. Für dienstliche Untersuchungen entstehen Fahrtkosten und Zeitausfälle in erheblicher Höhe. Die Stimmung in der Beamtenschaft ist, gelinde gesagt, gereizt. Nachdem ich bereits 7 Jahre aus dem Dienst ausgeschieden bin, werde ich noch heute mit Fragen des Gesundheitswesens von den Kollegen angesprochen. Dies ist keineswegs normal.  Die Antwort auf die Schreiben der Berufsvertretungen können sie in der Anlage  lesen. So geht man heute mit den Polizeibeamten um.  ( siehe Anlage 02 ) Nach einem Zeitungsbericht vom September 2009, beträgt der Krankenstand bei der Polizei inzwischen rund 16 %. Diesen Stand haben wir im Polizeiärztlichen Dienst in Hamm nie erreicht und er lässt einen Rückschluss auf die Stimmungslage in den Behörden zu. Schade.

Stand: 05.10.2009