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"Bulle", woher kommt diese, als Beleidigung gemeinte, Bezeichnung für
Polizeibeamte ?
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von Polizeihauptkommissar a.D. Siegfried Paul |
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Sehr häufig bin ich gefragt worden, wie
ich zu dem Schimpfwort "Bulle" stehe. Eigentlich keine besonders
überraschende Frage an einen Polizeibeamten. Erstmals habe ich mich mit
der obigen Frage beschäftigt, als mein Sohn etwa 10 Jahre alt war und
voller Stolz seinen Vater als "Bulle" bezeichnete. Er hatte den Ausdruck
in der Schule aufgeschnappt und fand ihn toll. Natürlich habe ich damals
versucht zu ergründen, woher der Ausdruck stammt und ob er, wie viele
glauben, von den grasfressenden Weidetieren abstammt. Alle die, die in
beleidigender Absicht den Ausdruck "Bulle" gebrauchen, muss ich
leider enttäuschen. Genau das Gegenteil ist der Fall. "Bulle" ist
eigentlich eine Anerkennung und ein Achtungsbeweis für Polizeibeamte. |
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Schon im 18. Jahrhundert nannte man
nämlich die Gendarmen bzw. die Landjäger, also die Vorläufer der
heutigen Schutzpolizei, "Landpuller" oder "Landbohlwer", teilweise auch
"Bohler". Der Ausdruck wurde natürlich, nach der gesprochenen
Mundart in den verschiedenen Gebieten, abgewandelt. Der Ursprung des
Wortes "Puller", "Bohlwer" und "Bohler", liegt aber in dem
niederländischen Wort "Bol", welches soviel wie "Kopf, kluger Mensch"
bedeutet. Ein "Bulle" ist demnach ein Mensch mit Kopf und Hirn. (Was man
meistens von den heutigen Anwendern des Wortes als Beschimpfung, leider
nicht sagen kann). |
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Doch wie wurde daraus nun das
Schimpfwort "Bulle" ? Mitte der 60er Jahre, also in der Zeit der
Proteste gegen alles Althergebrachte und dem
Aufbruch der Jugend, kam es zu vielen Demonstrationen z.B. gegen den
Springerverlag. Es kam zu den "Rote Punkt" Aktionen im Ruhrgebiet und
natürlich zur APO (Außerparlamentarische Opposition ) in Berlin. 1962/63
wurde Rudi Dutschke Mitbegründer der "Subversiven Aktion", die 1962
maßgeblich an den "Schwabinger Krawallen" beteiligt war. 1964 schließt
sich die "Subversive Aktion" dem SDS (Sozialistischer Deutscher
Studentenbund) an. Protestaktionen auf der Straße waren an der
Tagesordnung. Stichwort hier: |
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"Vietnamkrieg". Die Polizei stand dabei natürlich immer im Mittelpunkt
und war selbstverständlich wegen der Einsätze ständiger Kritik
ausgesetzt. In den USA war dieses Aufbegehren der Jugend schon
wesentlich eher der Fall gewesen und dort nannte man den "Cop"
inzwischen nur noch "Pig". In Deutschland entwickelte sich nun der
Begriff "Bulle" als Schimpfwort für die Polizei. Sicherlich hatte auch
das Auftreten dieses Tieres, nämlich stark und nicht aufzuhalten, dazu
beigetragen. Vielleicht hat ja auch die MAN-Werbung, "Die Deutschen
Bullen", für die Schwerlastwagen der Firma einen Ausschlag gegeben. Wie
genau dann der Begriff "Bulle" zum Schimpfwort wurde, ist heute nicht
mehr zu klären. Nachzulesen ist heute noch, dass das Amtsgericht Bonn
1965 erstmals den Begriff "Bulle" als Beleidigung einstufte und eine
Geldstrafe von 50,-DM für den Anwender verhängte.* 1970 urteilte das
Amtsgericht in Nürnberg entgegengesetzt und stufte "Bulle" als keine
Beleidigung ein. Die Entscheidung wurde dann 1980 vom Landgericht Essen
gefällt. Das Wort "Bulle" gilt als Beleidigung, wenn man damit einen
Polizeibeamten beschimpft. Dies Urteil hat noch heute Bestand. |
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*. Dr. Heinz Küpper.
„Wörterbuch der deutschen Umgangssprache". Klett-Verlag Stuttgart
1987.
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Ihr, liebe Kollegen, solltet euch also nicht über diese Beschimpfung
ärgern, sondern daran denken, dass eine Beschimpfung umso gröber wird,
je mehr die Intelligenz des Anwenders abnimmt. Also, lasst die nötige
Gelassenheit walten. Nicht jedes "Bulle" muss als Beleidigung aufgefasst
werden. |
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