Wer hat eigentlich den
Polizeischlagstock erfunden? Eine Frage, die mir Schüler während eines
Vortrages stellten. Grund genug, mich mit dieser Frage zu beschäftigen.
Zunächst habe ich die Geschichte des Schlagstockes in der Polizei Hamm
ermittelt und aufgeschrieben. Wer erstmals die Idee hatte, einen Schlagstock
bei der Polizei einzuführen, war mir unbekannt. Dann kam der Zufall zur
Hilfe. Im September 2009 meldete sich Herr Laufer aus Ladenburg bei mir.
Sein Großvater, Franz Friedrich Laufer, war bereits im Jahre 1892 zum
Polizeikommissar in Schwelm ernannt und war kurze Zeit später auch
Amtsanwalt in der gleichen Stadt. Laufer, der später als „Erfinder“ des
Polizeihundes bekannt wurde, hatte viele brauchbare Ideen zur Arbeit der
Polizei und schlug immer wieder Verbesserungen vor. Den schweren Säbel den
die Polizei vom Militär übernommen hatte und der bei Auseinandersetzungen
oft zu schlimmen Verletzungen führte, verdammte er stets. Er regte erstmals
an , diesen durch den Gummiknüppel zu ersetzen , was auch
geschah.
( Quelle: „Der Mann, der den Polizeihund erfand“ von Bernhard
Laufer. Erschienen im Verlag der Quadrate-Buchhandlung- Mannheim 2006. ISBN
3-924704-34-1. )
Wann nun der
Polizeischlagstock auch bei der staatlichen Sicherheitspolizei und später
bei der neuen Schutzpolizei eingeführt wurde, steht nicht mehr genau fest.
Die 1921 in Hamm einrückende erste Abteilung der staatlichen Schutzpolizei
war jedoch bereits mit dem Polizeischlagstock ausgerüstet. Allerdings wurde
dieser nur zu besonderen Einsätzen ausgegeben. Die erstmalige Ausgabe an die
staatlichen Schutzpolizeibeamten in Hamm, erfolgte 1925. Mit dem
Kommandobefehl Nr. 7 vom 15.1.1925 wurde festgesetzt, dass „sämtliche im
Wachtdienst befindlichen Beamten mit dem Gummiknüppel auszurüsten sind. Die
Gummiknüppel sind auch am Tage zu tragen.“ Damit gehörte der
Schlagstock erstmals zur persönlichen Grundausstattung jedes Beamten. (siehe
Anlage 00)
Dies blieb allerdings nur 8
Jahre so. Was heute wohl kaum jemand für möglich hält und auch kaum jemand
weiß, im Jahre 1933 wurde der Polizeiknüppel eingezogen. In Kreisen der
NSDAP wurde als Grund angegeben: „ Es sei eines Deutschen Mannes unwürdig
mit dem Polizeiknüppel geschlagen zu werden“. Richtig war aber wohl, das
der Rohstoff Gummi bereits dringend gebraucht wurde. Zunächst mussten alle
Polizeiführer auf den Polizeiknüppel verzichten (siehe
Anlage 01), danach aber auch alle anderen Polizeibeamten.
(siehe Anlage 02)
Bis zum Kriegsende 1945 war
damit die Polizei ohne Polizeiknüppel im Einsatz. Die Polizeiknüppel wurden
eingesammelt und nach Berlin zur Sammelstelle der Polizei geschickt.
(siehe Anlage 03) In Hamm gab es bei
Kriegsende 1945 jedenfalls keinen einzigen Polizeiknüppel. In Hamm, wie in
ganz Westfalen, wurde unter der englischen Militärregierung im Juni 1945 der
„Polizeiknüttel“ eingeführt. Auch jetzt gab es nicht für jeden Beamten einen
„Polizeiknüttel“, sondern sie wurden auf der Wache gelagert und bei
besonderen Einsätzen ausgegeben. Im November 1946 wurde in einem Befehl
nochmals die Trageweise des „Polizeiknüttels“ besonders erläutert.
( siehe Anlage 04 )
Dabei gab es zwei Modelle
des „Polizeiknüttels“. Einmal das amerikanische Modell
( siehe Anlage 05 ), dann wurde dieses
durch das englische Modell ersetzt (siehe Anlage
06 ), bei dem es im Laufe der Zeit auch ein zweites Modell gab.
( siehe Anlage 07 ) Für diesen
„Polizeiknüttel“ war ein Waffenschein erforderlich (
siehe Anlage 08 ). Diese „Polizeiknüttel“ bestanden weiterhin
aus Holz.
Erst im Dezember 1950 wurde
die Polizei wieder mit Polizeischlagstöcken aus Gummi ausgerüstet.
( siehe Anlage 09 ) Bei der
Neuausrüstung mussten die Beamten die Halteschlaufen von dem Holzknüttel für
den Polizeischlagstock übernehmen. Eine Haltevorrichtung gab es noch nicht.
Immerhin dauerte es noch bis August 1951, bis Halteschlaufen aus Leder
beschafft werden konnten. ( siehe Anlage 10 )
Danach war der Polizeischlagstock an der linken Körperseite am Leibriemen zu
tragen. Dort wurde er mit einem Karabinerhaken und einer Lederschlaufe
befestigt. ( siehe Anlage 11 ) Jetzt
gehörte der Polizeischlagstock zur persönlichen Grundausstattung jedes
Polizeibeamten.
Recht bald schon gab es die
unterschiedlichsten Ausführungen, z.B. für Polizeireiter
( siehe Anlage 12 ), für geschlossene
Einsätze ( siehe Anlage 13 ) und für die
Bereitschaftspolizei ( siehe Anlage 14 ).
Natürlich gab es auch einen weißen Polizeischlagstock, der für
Verkehrsdienste der Polizei angeschafft wurde. Alle Modelle sind in der
Polizeihistorischen Sammlung im Polizeipräsidium Hamm ausgestellt.
Bei geschlossenen Einsätzen
zeigte sich bald, dass der Polizeischlagstock allein nicht mehr ausreichend
war. Die zunehmende Gewaltbereitschaft der Polizei gegenüber, erforderte
einen wirksamen Schutz für die Beamtinnen und Beamten. Die ersten
Schutzschilde, zunächst rund, ( siehe Anlage 15
) dann länglich ( siehe Anlage 16 )
wurden angeschafft. Die Bereitschaftspolizei erhielt längliche Schutzschilde
mit Holzschlagstöcken. ( siehe Anlage 17 )
Die Holzschlagstöcke sind
inzwischen jedoch wieder abgeschafft worden und auch die geschlossenen
Ausbildungseinheiten und Hundertschaften sind heute mit dem Schutzschild wie
in Anlage 16 ausgerüstet. Der polizeiliche Einzeldienst in Hamm ist mit dem
Polizeischlagstock aus Gummi ausgerüstet, der im Gegensatz zum
Polizeischlagstock wie in der Anlage 11, um 5 cm gekürzt wurde und in einer
extra Tasche in der Uniformhose getragen wird. (
siehe Anlage 18 ). Eine Haltevorrichtung gibt es nicht mehr.
Den weiteren
Entwicklungsstand des Polizeischlagstockes entnahm ich dann einem Artikel
der Gewerkschaftszeitung der Gewerkschaft der Polizei NRW, Ausgabe 2/2003.
Erstmals wird ein neuer Schlagstock, der so genannte „EMS“ =
Einsatz-Mehrzweck-Stock, in einem Bundesland (Niedersachsen) eingeführt.
( siehe Anlage 19 )
Dieser Stock entstammt dem
Kubudo, dem fernöstlichen traditionelle Umgang mit japanischen Bauernwaffen.
Hierbei handelt es sich um Waffen, die aus den Acker- und Bauerngeräten des
Mittelalters auf Okinawa entwickelt und zur wirksamen Verteidigung
eingesetzt wurden. Der Polizeischlagstock „EMS“ war die dritte Hauptwaffe,
die Tonfa genannt wurde und aus dem Griff eines Mühlenrades entwickelt
worden war. (Schlagstock mit seitlichem Handgriff) (
siehe Anlage 20 )
Am 13.09.2003 erhielt ich
von dem Kollegen Alexander Steinhäuser aus Niedersachsen den Hinweis, dass
in Niedersachsen der „EMS-leicht“ eingeführt wurde, der sich vom „EMS“ in
seiner Form deutlich unterscheidet. In der Ausgabe 10/2002
„Polizei-Extrablatt“ für die Niedersächsische Polizei, konnte ich einen
Artikel mit dem nachfolgenden Bild finden. Der Artikel wird hier
auszugsweise angeführt. Herzlichen Dank Kollege Steinhäuser.
„ Getragen wird der Stock
in einem speziellen Holster am Rücken, also nicht gleich von vorne
erkennbar. Dies tut dem äußeren Erscheinungsbild der einschreitenden
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten gut und entspricht dem angestrebten
Verhältnis von Polizei und Bürger. Im Rahmen umfangreicher Erprobungen und
technischer Prüfungen, wurde die besondere Eignung des „EMS-leicht“
( siehe Anlage 21 ) für den täglichen
Polizeidienst festgestellt.“
In Nordrhein-Westfalen,
also auch in Hamm verlief die Entwicklung etwas langsamer. Zunächst wurde
der Polizeischlagstock mit dem Erlaß des Innenministers vom 19.3.2004
(Richtlinien für Waffen- und Geräteangelegenheiten der Polizei des Landes
Nordrhein-Westfalen) aus der persönlichen Grundausstattung der
Polizeibeamtinnen- und Beamten gestrichen. Der Schlagstock kann also noch
geführt werden, wird aber an die Beamtinnen- und Beamten nicht mehr
persönlich ausgegeben. Für die Zukunft ist beabsichtigt, den neuen „EMS“-Schlagstock
einzuführen, der dann aber nicht zur Ausstattung der Beamtinnen- und Beamten
gehört, sondern im Streifenwagen mitgeführt wird. Pro Streifenwagen werden
dann zwei „EMS“-Schlagstöcke in einer besonderen Halterung mitgeführt. Auch
für Sondereinheiten oder bei besonderen Einsätzen, wird der „EMS“
vorgehalten. Wann nun diese Einführung des „EMS“ erfolgt, werde ich zur
gegebenen Zeit mitteilen, ebenso, was mit dem herkömmlichen
Polizeischlagstock geschehen wird.
Vermerk: Die oben
beschriebenen zeitlichen Einführungen der Polizeischlagstöcke betreffen nur
die Polizei in Hamm. In anderen Polizeibehörden können die Schlagstöcke
durchaus zu anderen Zeiten ausgegeben worden sein. Die landesweite
Einführung war auf Grund der finanzielle Aufwendungen teilweise auf längere
Zeiträume ausgedehnt.
Stand: Oktober 2009 |