Polizeiknüppel
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Anlage 00
Anlage 01
Anlage 02
Anlage 03
Anlage 04
Anlage 05
Anlage 06
Anlage 07
Anlage 08
Anlage 09
Anlage 10
Anlage 11
Anlage 12
Anlage 13
Anlage 14
Anlage 15
Anlage 16
Anlage 17
Anlage 18
Anlage 19
Anlage 20
Anlage 21

Der Polizeischlagstock, Polizeiknüppel, Polizeiknüttel.

Der Polizeieinsatzstock "EMS"

 

Von Polizeihauptkommissar a.D. Siegfried Paul, Hamm.

 

Wer hat eigentlich den Polizeischlagstock erfunden? Eine Frage, die mir Schüler während eines Vortrages stellten. Grund genug, mich mit dieser Frage zu beschäftigen. Zunächst habe ich die Geschichte des Schlagstockes in der Polizei Hamm ermittelt und aufgeschrieben. Wer erstmals die Idee hatte, einen Schlagstock bei der Polizei einzuführen, war mir unbekannt. Dann kam der Zufall zur Hilfe. Im September 2009 meldete sich Herr Laufer aus Ladenburg bei mir. Sein Großvater, Franz Friedrich Laufer, war bereits im Jahre 1892 zum Polizeikommissar in Schwelm ernannt und war kurze Zeit später auch Amtsanwalt in der gleichen Stadt. Laufer, der später als „Erfinder“ des Polizeihundes bekannt wurde, hatte viele brauchbare Ideen zur Arbeit der Polizei und schlug immer wieder Verbesserungen vor. Den schweren Säbel den die Polizei vom Militär übernommen hatte und der bei Auseinandersetzungen oft zu schlimmen Verletzungen führte, verdammte er stets. Er regte erstmals an , diesen durch den Gummiknüppel zu ersetzen , was auch geschah.                                                                                                        

( Quelle: „Der Mann, der den Polizeihund erfand“ von Bernhard Laufer. Erschienen im Verlag der Quadrate-Buchhandlung- Mannheim 2006. ISBN 3-924704-34-1. )

Wann nun der Polizeischlagstock auch bei der staatlichen Sicherheitspolizei und später bei der neuen Schutzpolizei eingeführt wurde, steht nicht mehr genau fest. Die 1921 in Hamm einrückende erste Abteilung der staatlichen Schutzpolizei war jedoch bereits mit dem Polizeischlagstock ausgerüstet. Allerdings wurde dieser nur zu besonderen Einsätzen ausgegeben. Die erstmalige Ausgabe an die staatlichen Schutzpolizeibeamten in Hamm, erfolgte 1925.   Mit dem Kommandobefehl Nr. 7 vom 15.1.1925 wurde festgesetzt, dass „sämtliche im Wachtdienst befindlichen Beamten mit dem Gummiknüppel auszurüsten sind. Die Gummiknüppel sind auch am Tage zu tragen.“   Damit gehörte der Schlagstock  erstmals zur persönlichen Grundausstattung jedes Beamten.    (siehe Anlage 00          

Dies blieb allerdings nur 8 Jahre so. Was heute wohl kaum jemand für möglich hält und auch kaum jemand weiß, im Jahre 1933 wurde der Polizeiknüppel eingezogen. In Kreisen der NSDAP wurde als Grund angegeben: „ Es sei eines Deutschen Mannes unwürdig mit dem Polizeiknüppel geschlagen zu werden“.  Richtig war aber wohl, das der Rohstoff Gummi bereits dringend gebraucht wurde. Zunächst mussten alle Polizeiführer auf den Polizeiknüppel verzichten (siehe Anlage 01), danach aber auch alle anderen Polizeibeamten. (siehe Anlage 02)

Bis zum Kriegsende 1945 war damit die Polizei ohne Polizeiknüppel im Einsatz. Die Polizeiknüppel wurden eingesammelt und nach Berlin zur Sammelstelle der Polizei geschickt. (siehe Anlage 03)  In Hamm gab es bei Kriegsende 1945 jedenfalls keinen einzigen Polizeiknüppel. In Hamm, wie in ganz Westfalen, wurde unter der englischen Militärregierung im Juni 1945 der „Polizeiknüttel“ eingeführt. Auch jetzt gab es nicht für jeden Beamten einen „Polizeiknüttel“, sondern sie wurden auf der Wache gelagert und bei besonderen Einsätzen ausgegeben. Im November 1946 wurde in einem Befehl nochmals die Trageweise des „Polizeiknüttels“ besonders erläutert. ( siehe Anlage 04 )

Dabei gab es zwei Modelle des „Polizeiknüttels“. Einmal das amerikanische Modell ( siehe Anlage 05 ), dann wurde dieses durch das englische Modell ersetzt (siehe Anlage 06 ), bei dem es im Laufe der Zeit auch ein zweites Modell gab. ( siehe Anlage 07 )  Für diesen „Polizeiknüttel“ war ein Waffenschein erforderlich ( siehe Anlage 08 ).  Diese „Polizeiknüttel“ bestanden weiterhin aus Holz.

Erst im Dezember 1950 wurde die Polizei wieder mit Polizeischlagstöcken aus Gummi ausgerüstet. ( siehe Anlage 09 )  Bei der Neuausrüstung mussten die Beamten die Halteschlaufen von dem Holzknüttel für den Polizeischlagstock übernehmen. Eine Haltevorrichtung gab es noch nicht. Immerhin dauerte es noch bis August 1951, bis Halteschlaufen aus Leder beschafft werden konnten. ( siehe Anlage 10 ) Danach war der Polizeischlagstock an der linken Körperseite am Leibriemen zu tragen. Dort wurde er mit einem Karabinerhaken und einer Lederschlaufe befestigt. ( siehe Anlage 11 )  Jetzt gehörte der Polizeischlagstock zur persönlichen Grundausstattung jedes Polizeibeamten.

Recht bald schon gab es die unterschiedlichsten Ausführungen, z.B. für Polizeireiter ( siehe Anlage 12 ), für geschlossene Einsätze ( siehe Anlage 13 ) und für die Bereitschaftspolizei ( siehe Anlage 14 ). Natürlich gab es auch einen weißen Polizeischlagstock, der für Verkehrsdienste der Polizei angeschafft wurde. Alle Modelle sind in der Polizeihistorischen Sammlung im Polizeipräsidium Hamm ausgestellt.     

Bei geschlossenen Einsätzen zeigte sich bald, dass der Polizeischlagstock allein nicht mehr ausreichend war. Die zunehmende Gewaltbereitschaft der Polizei gegenüber, erforderte einen wirksamen Schutz für die Beamtinnen und Beamten. Die ersten Schutzschilde, zunächst rund, ( siehe Anlage 15 ) dann länglich ( siehe Anlage 16 ) wurden angeschafft. Die Bereitschaftspolizei erhielt längliche Schutzschilde mit Holzschlagstöcken. ( siehe Anlage 17 )

Die Holzschlagstöcke sind inzwischen jedoch wieder abgeschafft worden  und auch die geschlossenen Ausbildungseinheiten und Hundertschaften sind heute mit dem Schutzschild wie in Anlage 16 ausgerüstet. Der polizeiliche Einzeldienst in Hamm ist mit dem Polizeischlagstock aus Gummi ausgerüstet, der im Gegensatz zum Polizeischlagstock wie in der Anlage 11, um 5 cm gekürzt wurde und in einer extra Tasche in der Uniformhose getragen wird. ( siehe Anlage 18 ). Eine Haltevorrichtung gibt es nicht mehr.

Den weiteren Entwicklungsstand des Polizeischlagstockes entnahm ich dann einem Artikel der Gewerkschaftszeitung der Gewerkschaft der Polizei NRW, Ausgabe 2/2003.  Erstmals wird ein neuer Schlagstock, der so genannte „EMS“ = Einsatz-Mehrzweck-Stock, in einem Bundesland (Niedersachsen) eingeführt. ( siehe Anlage 19 )

Dieser Stock entstammt dem Kubudo, dem fernöstlichen traditionelle Umgang mit japanischen Bauernwaffen. Hierbei handelt es sich um Waffen, die aus den Acker- und Bauerngeräten des Mittelalters auf Okinawa entwickelt und zur wirksamen Verteidigung eingesetzt wurden. Der Polizeischlagstock „EMS“ war die dritte Hauptwaffe, die Tonfa genannt wurde und aus dem Griff eines Mühlenrades entwickelt worden war. (Schlagstock mit seitlichem Handgriff) ( siehe Anlage 20 )

Am 13.09.2003 erhielt ich von dem Kollegen Alexander Steinhäuser aus Niedersachsen den Hinweis, dass in Niedersachsen der „EMS-leicht“ eingeführt wurde, der sich vom „EMS“ in seiner Form deutlich unterscheidet. In der Ausgabe 10/2002 „Polizei-Extrablatt“ für die Niedersächsische Polizei, konnte ich einen Artikel mit dem nachfolgenden Bild finden. Der Artikel wird hier auszugsweise angeführt. Herzlichen Dank Kollege Steinhäuser.

  „ Getragen wird der Stock in einem speziellen Holster am Rücken, also nicht gleich von vorne erkennbar. Dies tut dem äußeren Erscheinungsbild der einschreitenden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten gut und entspricht dem angestrebten Verhältnis von Polizei und Bürger. Im Rahmen umfangreicher Erprobungen und technischer Prüfungen, wurde die besondere Eignung des „EMS-leicht“ ( siehe Anlage 21 ) für den täglichen Polizeidienst festgestellt.“

 In Nordrhein-Westfalen, also auch in Hamm verlief die Entwicklung etwas langsamer. Zunächst wurde der Polizeischlagstock mit dem Erlaß des Innenministers vom 19.3.2004 (Richtlinien für Waffen- und Geräteangelegenheiten der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen) aus der persönlichen Grundausstattung der Polizeibeamtinnen- und Beamten gestrichen.  Der Schlagstock kann also noch geführt werden, wird aber an die Beamtinnen- und Beamten nicht mehr persönlich ausgegeben. Für die Zukunft ist beabsichtigt, den neuen „EMS“-Schlagstock einzuführen, der dann aber nicht zur Ausstattung der Beamtinnen- und Beamten gehört, sondern im Streifenwagen mitgeführt wird. Pro Streifenwagen werden dann zwei „EMS“-Schlagstöcke in einer besonderen Halterung mitgeführt. Auch für Sondereinheiten oder bei besonderen Einsätzen, wird der „EMS“ vorgehalten. Wann nun diese Einführung des „EMS“ erfolgt, werde ich zur gegebenen Zeit mitteilen, ebenso, was mit dem herkömmlichen Polizeischlagstock geschehen wird.

   Vermerk: Die oben beschriebenen zeitlichen Einführungen der Polizeischlagstöcke betreffen nur die Polizei in Hamm. In anderen Polizeibehörden können die Schlagstöcke durchaus zu anderen Zeiten ausgegeben worden sein. Die landesweite Einführung war auf Grund der finanzielle Aufwendungen teilweise auf längere Zeiträume ausgedehnt.

Stand: Oktober 2009