| |
Einen
anderen Einsatz erlebte ein ganzer Zug der Hammer Polizei. Er wurden
eingesetzt zur Sicherung und Durchführung der Wahlen im Sudetenland.
Auch hier möchte ich den Bericht dieses Zuges wortgetreu anführen. Die
namentliche Aufstellung der Teilnehmer wird dem Bericht angefügt. |
|
Hamm/Westf.,12.12.1938
|
2. Zug 12 Hundertschaft
III. Batl. Pol.-Regt.2 |
T a g e b u c h |
14. 10. 1938 Auf den ssd Berlin Nr. 93/1, aufgenommen am
14.10.1938 21,10 Uhr, trat das Kommando der Schutzpolizei Hamm
zusammen. Alarm für den Zug Hänsel wurde auf 6 Uhr festgelegt.
|
|
15. 10. 1938 6 Uhr Alarm. 7,30 Uhr sind Waffen , Munition und Geräte verladen und
die Fahrzeuge fahrbereit. 7,45 Uhr gemeinsames Kaffeetrinken im
Speisesaal. 8,30 Uhr Überreichung der Treuedienstabzeichen und
Verabschiedung durch den Kommandeur und den Polizeidirektor. 9,00 Uhr
Meldung der aufgesessenen Mannschaft an den Hundertschaftsführer der 12.
Hundertschaft Hauptmann Kärgel, Recklinghausen. Der Zug Münster lässt
auf sich warten. – 10,10 Uhr Abfahrt.
In Werl
Zusammenstellung der Hundertschaft, Weiterfahrt um 11,10 Uhr.
Hinter
Paderborn erstmalig Verpflegung aus einer Feldküche, anschließend erster
Appell des Hundertschaftsführers. Die 12. Hundertschaft setzt sich
zusammen:
1.
Zug Recklinghausen, Führer Lt. Lottmann
2.
Zug Hamm, Führer Lt. Hänsel
3.
Zug Münster, Führer Lt. Opitz
Während der
Zug Hamm ausschließlich von jungen Wachtmeistern (SB) gestellt wird,
befinden sich in den beiden anderen Zügen überwiegend Hauptwachtmeister.
16,15 Uhr verlassen wir bei Warburg –die Warburg grüßt im hellen
Herbstsonnenschein- die Provinz Westfalen. 16,50 Uhr ist Kassel
erreicht. 17,35 Uhr Weiterfahrt mit neuem Brennstoff. Über Eisenach –
Erfurt geht die Fahrt bis Weimar. 22,20 Uhr sind wir in Weimar.
Zurückgelegte Wegestrecke: 337 km. Rund 2/3 unseres Zuges erhielten
Einzelquartiere, der Rest bezog in einer Jugendherberge recht gutes
Quartier. |
|
16. 10. 1938 Abfahrt in Weimar 10,10
Uhr.
In Jena erreichten wir die Autobahn, die wir bis Dresden befahren
konnten. Dort kurz Tanken und Mittagessen aus der Feldküche. Das zweite,
befohlene Tagesziel Görlitz erreichten wir über
Bischofswerda-Bautzen-Löbau 19,00 Uhr. Es war eine herrliche Fahrt im
Herbstsonnenschein von Weimar quer durch das Sachsenland.
In Görlitz Unterkunft der gesamten Hundertschaft in einer
leerstehenden Wehrmachtskaserne, erstmalig ist das III.Pol.-Regt. 2
zusammen.
Kommandeur III./Pol.-Regt. 2 Major Willig, Wuppertal
Adjutant Leutnant Beyer, Wuppertal
Führer 10. Hundertschaft Hauptmann Sack, Essen
Führer 11. Hundertschaft Hauptmann Grechunhna, Köln
Führer 12. Hundertschaft Hauptmann Kärgel, Recklinghausen
Zurückgelegte Wegestrecke: 339 km |
|
17. 10. 1938 Abfahrt in Görlitz 8,18 Uhr.
Wieder gab es eine herrliche Fahrt durch das schöne
Schlesierland.
Marschroute:
Lauban – Greiffenberg – Hirschberg – Freiburg – Schweidnitz –
Reichenbach – Frankenstein – Patschkau – Neiße –Neustadt- Jägerndorf –
Freudenthal. Tanken und Mittagessen (Feldküche) in Gnadenfrei. In
Neustadt, der letzten Stadt vor der ehemaligen Reichsgrenze, kurze Rast.
Wagenkolonnen aus allen Richtungen künden das Nahen der Grenze an,
Wehrmachtsabteilungen aller Waffengattungen fahren heim. Bei Eintritt
der Dunkelheit überfuhren wir die alte Reichsgrenze. Mit einem Schlage
wurden die Straßen schlechter und wir konnten gut den Unterschied der
gepflegten Straßen im Altreich feststellen. 19,05 Ankunft in
Freudenthal.
Die gesamte
Hundertschaft bezog erstmalig Massenquartier in einer von den Tschechen
ausgeraubten Spinnerei.
Zurückgelegte Wegestrecke: 316 km, damit insgesamt 980 km.
Ohne
Zwischen- und Unfall erreichte die Hundertschaft am dritten Tage das
befohlene Ziel. Während der ganzen Fahrt hatten wir herrlichen
Sonnenschein und vorzügliche Straßenverhältnisse.
Mit Gesang
zogen wir in Freudenthal ein, die Stimmung der Truppe ist vorzüglich.
|
|
18. 10. 1938 Gegen 10 Uhr
Begrüßung des III./Pol.-Regt. 2 durch den Chef des Stabes, Oberst Dr.
Wolfstieg, auf dem Marktplatz in Freudenthal.
14,00 Uhr
Weiterfahrt des III./Pol.-Regt. 2 in den zugewiesenen Raum; die 12.
Hundertschaft erhält als nächsten Standort Odrau. Kurz vor Abfahrt der
Hundertschaft, gegen 14,00 Uhr, erhält der 2. Zug Sonderauftrag, mit
1/16 die Stabswache für das Stabsquartier des Regimentes zu stellen. De
Lamboy als stellvertretender Zugführer übernimmt den Zug, die Gruppen
Verbarg und Krug werden Stabswache. Als Stabsgebäude ist das neugebaute
Finanzamt in Freudenthal eingerichtet worden. Außerdem müssen wir 1
Ehrenposten vor dem Schloß stellen, da dort das Quartier der
Stabsoffiziere eingerichtet wurde. Ein Verkehrs- und Auskunftsposten
steht am Finanzamt, von 18,00 Uhr bis 6 Uhr wird dieser Posten
Schließer. Im Schloß richteten wir die Stabswache ein, die Mannschaften
selbst wohnen in einem geräumten Schulsaal des Kindergartens. Die 2
Gruppen beziehen im Wechsel die Wache und haben dann 24 Stunden frei.
Die Dienst- und Wachvorschrift arbeite ich aus.
Als
„Schlosskommandant „ erhielt ich Einladung zum Abschiedsball des General
Roettig. Anwesend waren: Oberst Dr. Wolfstieg, Chef des Stabes;
Hauptmann Wittke, Adjutant; Oblt. Schümers, 1. Ordonanz -
Offizier; Lt. Sonnenstuhl, 2. Ordonanz-
Offizier; Major Hagemann, I a; Hauptmann Tillmann; Hauptmann Hirsch,
Kraftfahroffizier; Hauptmann Bäumler, Nachrichtenoffizier;
Oberstleutnant Franz, Chef des Einzeldienstes; Stabsarzt Dr. Meyer und
mehrere Verwaltungsoffiziere.
Nach Abfahrt
des Generals wurde der Doppelposten am Schloß eingezogen. Nach meiner
Abfahrt zur Truppe wurde die Stabswache dem 1. Ordonanz-Offizier
unterstellt, Führer wird Verbarg. |
|
18.10.1938 Einzug in
Odrau, Fahrt über Troppau dorthin, Wegestrecke 65 km. Unterbringung in
Einzelquartieren. Die rein deutsche Bevölkerung ist sehr
entgegenkommend und von einer ehrlichen Herzlichkeit, die während der
ganzen Zeit unserer Anwesenheit anhält. |
|
19.10.1938 Aufnahme des
Streifendienstes in der Stadt, Sacheninstandsetzen, Waffenreinigen,
Einrichten der Stadt- und Bezirkswache. |
|
20. bis 22.10.1938 Streifendienst. |
|
23. 10. 1938 Die
Hundertschaft übernimmt nach Abzug der deutschen Truppen den
Grenzsicherungsdienst.
20,30 Uhr
Anruf des Fahrdienstleiters des Bahnhofs Zauchtel, dass der
Bürgermeister der Gemeinde Hermitz dringend militärische Hilfe erbittet,
da die Tschechen ins Dorf eingedrungen seien und bereits die Schule
besetzten.
20,40 Uhr
Alarm der Hundertschaft.
20,45 Uhr
fährt der erste Streifenwagen, nachdem bereits das Überfallkommando auf
den Anruf hin sofort selbstständig losgefahren war ( Führer ROW Klouthen).
Ich führte
selbst den ersten Streifenwagen und konnte feststellen, dass der
Bürgermeister des kleinen Ortes völlig die Nerven verloren hatte. Wohl
hatten dunkle Elemente in der Schule des Ortes eine verbotene
Versammlung abgehalten, die jedoch keinerlei Erfolg hatte. Der Ort ist
völlig deutsch, die Haussuchungen unseres Überfallkommandos verliefen
ohne jede Störung, gefunden wurde nichts.
Bezeichnend
für die deutsche Bevölkerung ist, dass sie, um nur in die Kirche zu
gehen, über die damals noch bestehende Demarkationslinie ging und sich
von hetzenden tschechischen Pfaffen „Gottesdienst“ anhörten.
Die
Freikorpsbildung in der Tschechei wurde besonders von der Kanzel
herunter gefördert. Die Freikorps machten sich zur Aufgabe,
selbstständig rein tschechische Gebietsteile zurückzuholen. Da die
Angelegenheit von keiner Seite unterstützt wurde, blieb es die ganze
Zeit nur im Keime stecken, es sind auch von keiner Stelle ernsthafte
Zwischenfälle mit diesem Freikorps bekannt geworden.
Die
Hundertschaft rückte gegen 1,00 Uhr wieder ein, eine in den frühen
Morgenstunden entsandte, überlagernde Streife meldete keine Vorkommnisse
, der Bürgermeister war schon bei unserem Anblick beruhigt. |
|
24. 10. 1938 Abfahren der
Grenze mit den Gruppen- und Halbzugführern. Fühlungsaufnahme mit den
Postenführern der Zollaufsichtstellen und des VGAD.
Einteilung
der Hundertschaft in Wach-, Einsatz-, Freizug. Der Wachzug stellt die
Rev.-Wache mit 1/10 und die Bezirkswache mit dem Rest des Zuges. Die
Bezirkswache steht als Reserve für das Batl. bereit. Ausrücken nur auf
Befehl des Hundertschaftsführers. Überfallkommando stellt die Rev.-Wache
mit ¼. Der Wachzug, mit Ausnahme der Revierwache, exerziert in der Zeit
von 9 – 11 Uhr, am Nachmittag findet Dienstunterricht in der Zeit von
14,15 Uhr bis 15,00 Uhr statt, anschließend bis 16,00 Uhr
Waffenreinigen.
Der
Einsatzzug hält sich in den Quartieren auf und stellt die Streifen, die
von den Zugführern der Hundertschaft in Vorschlag gebracht werden.
Der Freizug
hat frei. Auf das Signal „Sammeln“ muss sich alles auf dem kürzesten
Wege zur Bezirkswache begeben. |
|
27. 10. 1938 Das
Wachkommando aus Freudenthal kehrt zur Truppe zurück, da der Reg.-Stab
nach Troppau verlegt wurde. Verbarg, der sich als Führer von Oblt.
Schümers abmeldete, konnte mir die Zufriedenheit des Chefs des Stabes,
Oberst Dr. Wolfstieg, melden. |
|
30. 10. 1938 Erste
Veranstaltung zu Gunsten des WHW (Winterhilfswerk. d. Autor) in Odrau,
veranstaltet von der 12. Hundertschaft: Handballspiel Polizei gegen
Turnverein Odrau. Vorher spielte die Kapelle des III./I.R.84 (Cosel),
das auf dem Heimmarsch in Odrau kurz Quartier genommen hatte. Hamm
stellte 10 Mann. Bei dem Übungsspiel am 29.10.1938 erlitt Obw. Knauft
einen kleinen Sportunfall, der aber völlig unbedenklich ist:
Nasenbeinbruch. - Die Beteiligung der Bevölkerung zu dem groß
angekündigten Wettspiel – große Plakate hingen überall aus – war
außerordentlich rege, der Reingewinn stellte die kühnsten Träume in den
Schatten: 250.- M konnten wir dem WHW zuführen. |
|
31. 10. 1938 19,45 Uhr
Alarm der gesamten Hundertschaft. Nach der anhängenden Meldung der
Hundertschaft an das Bataillon rückten 2 Züge in die tschechischen
Dörfer Bartelsdorf und Ohrensdorf, der 2. Zug (Hamm) wurde als Reserve
nach Heinrichswalde gelegt. Unsere Haussuchungen ergaben keinerlei
Anhaltspunkte. 2,50 Uhr rückten die 2 Züge ein, der 2. Zug fuhr eine
überlagernde Streife bis Bodenstadt und die Grenzgebiete bei Punkendorf.
3,50 Uhr Rückkehr.
Der
anhängende Hundertschaftsbefehl zeigt, dass der Zug Hamm immer mit
besonderen Aufträgen ausgezeichnet wurde, leider konnten wir nicht in
Erscheinung treten, da die Heldengedenkfeier nur im engsten Rahmen
abgehalten wurde. |
|
1.11. bis
3. 11.1938 Keine
besonderen Vorkommnisse, die Streifen melden keine Vorfälle. |
|
3. 11. 1938 Funkspruch
vom Bataillon – das in Neu-Titschein, 18 km von Odrau entfernt liegt:
die 12. Hundertschaft wird nach Bodenstadt verlegt. Daraufhin wird in
aller Eile in den 3 Sälen des Ortes ein Abschiedabend abgehalten. Die
Beteiligung der Bevölkerung war wiederum recht rege. |
|
4. 11. 1938 Der gestrige
Funkspruch wird „bis auf Weiteres“ aufgehoben. |
|
6. 11. 1938 Eröffnung
der Winterhilfsspeisung.
Großfußballspiel, unsere 1. Mannschaft in guter Form, erkämpft einen
überzeugenden 5:0 Sieg. |
|
7. 11. 1938 Hausmann,
Fugel und Spiegelberg melden sich freiwillig auf eine Anfrage des Regt.
zum ständigen Dienst im Sudetengau. |
|
8. 11. 1938 Gegen 19,00
Uhr muss Wm. Siegmann sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Der Arzt
stellt eine keimende Lungenentzündung fest. Unterbringung im
Krankenstift ist ausgezeichnet. |
|
9. 11. 1938 Gedenktag
für die Gefallenen der Bewegung. 2 Züge (Hamm ist dabei) der
Hundertschaft marschieren auf dem Marktplatz auf. Den Abschluss der
Feier, zu der ein Gauredner aus dem Altreich sprach, bildete ein
Vorbeimarsch. |
|
13. 11. 1938
Die
Verlegung nach Bodenstadt wird vom Batl. für den 14.11. befohlen. Ein
sehr gut aufgezogener „Bunter Abend“ brachte einen derartigen Andrang im
großen Saal des „ Arbeiterheimes“ dass bereits
20,30 Uhr „polizeiliches gesperrt“ ergehen musste. Fast ausschließlich
Hammer Kräfte bestritten das Programm. |
|
14. 11. 1938 Verlegung
der Hundertschaft nach Bodenstadt. Die große Menschenmenge, die uns zum
Abschied auf dem Marktplatz nochmals ihre Verbundenheit bewies,
bestätigt, dass die Odrauer mit Recht von „ihrer“ Polizei sprachen. Über
und über mit Blumen bedeckt verließen wir 14,00 Uhr Odrau.
14,30 Uhr
Einzug in Bodenstadt. Die Mannschaft ist wieder in Einzelquartieren
untergebracht. Der Dienst regelt sich wie in Odrau. Bodenstadt liegt 16
km von Odrau entfernt, ist ebenfalls vollkommen deutsches
Siedlungsgebiet und hat etwa 1200 Einwohner, arme Ackerbauern,
Handwerker und Kaufleute. |
|
16. 11. 1938 Hegelberger
meldet sich hauskrank mit einem Grippeanfall. |
|
18. 11. 1938 Wm. Siegmnn
wird geheilt im Krankenstift Odrau entlassen. |
|
19. 11. 1938 Besichtigung
der großen Befestigungswerke bei Troppau und Freiheitsau. |
|
22. 11. 1938
Offiziersbesprechung in Sternberg.
Das
III./Pol.-Regt. 2 wird aus dem Verband des 2. Regimentes (Oberst
Riege, Oberbefehlshaber Abschnitt Nordmähren) herausgezogen und dem 1.
Regiment (Oberst von Oelhafen, Abschnitt Nordböhmen) zur Verfügung
gestellt. Das Batl. erreicht bis 24.11.38 Hohenelbe- Harrachdorf.
Die 12.
Hundertschaft dagegen verbleibt beim 2. Tegiment und wird dem
neugebildeten „ Polizei-Bataillon Kintrup“ unterstellt und erreicht nach
erfolgtem Einmarsch in die „Brodeker Sprachinsel“ wieder das
III./Pol.-Regt. 2 . Quartiersucher sind bereits nach Jablonce zu
entsenden.
Die 12.
Hundertschaft erhält demnach Befehl, am 24.11. morgens 8,00 Uhr am
Westausgang von Mährisch-Trübau zum Pol.-Batl. Kintrup zu stoßen. |
|
23. 11. 1938
15,00 Uhr
Abmarsch in Bodenstadt. Über Bärn-Sternberg erreichen wir gegen 21 Uhr
Hohenstadt. Massenquartier im Kath. Gesellenhaus. |
|
24. 11. 1938 Dieser Tag
wird wohl allen von uns in besonderer Erinnerung bleiben. 8,30 Uhr
Begrüßung des neuaufgestellten Batl. durch den Kommandeur, Major
Kintrup. Das Batl. erhielt eine rein militärische Aufgabe: die Besetzung
der sogenannten „Brodeker- Sprachinsel “ , die im Zuge der
Berliner
Besprechungen und der endgültigen Grenzziehung zum Reiche kam. Zufolge
der diplomatischen Besprechungen ist das Gebiet 9,00 Uhr von den
Tschechen zu räumen, Schlag 10,00 Uhr erfolgt der Einmarsch der
deutschen Truppen (Polizei). Die Truppe hat sofort den
Grenzsicherungsdienst zu übernehmen und dem Zoll die Grenze zu
übergeben, der eine Stunde später folgt. Gegen 9,00 Uhr ist die
Demarkationslinie erreicht und die Lange Wagenkolonne des Batl. wartet
die zehnte Stunde ab. Bereits 9,30 Uhr gehen auf dem etwa 800 – 1000 m
entfernte Dorfe Markt Türna Hakenkreuzflaggen hoch, aus allen Richtungen
strömen Schaulustige der Grenze zu. Schlag 10 Uhr fahren wir in neuem
deutschen Gebiet ein, Glocken läuten und die Menschen jubeln und zu wie
in den ersten Tagen der Befreiung im Oktober.
Zwischen der
eigentlichen Sprachinsel und der Grenze liegen 4 tschechische Dörfer,
die, gewissermaßen als Brücke, ebenfalls zum Reich kommen.
Die 12.
Hundertschaft erhielt den Auftrag, diese Dörfer zu besetzen. Der 2. Zug
(Hamm) bekam 2 Dörfer und so musste der Zug geteilt werden. 2 Gruppen,
Führer ROW Verbarg, besetzten das Dorf Nectava, die Gruppe Junkermann
und der s.M.- Zug blieben unter meiner Führung in Chobyne (deutsch
Chubin), etwa 5 km entfernt von Nectava.
Als
Feldwache wurde das einzige Gasthaus im Ort eingerichtet, Doppelposten
und ein Posten vor Gewehr zogen auf, die genaue Grenze nach dem
dürftigen Kartenmaterial ( s. beiliegende Pause) festzulegen, war
unmöglich. An der einzigen Einfallstraße in das deutsche Sprachgebiet
liegt ein starkes Kommando tschechisches Militär, Zoll und Gendarmerie.
Der Verbindungsoffizier, Lt. d. Inf. Lukas, ist äußerst entgegenkommend,
als sich beachtliche Schwierigkeiten mit diesem Weg ergeben.
Eigenmächtig entscheidet dieser Offizier, dass bis zur endgültigen
Regelung die Straße etwa 400 m über tschechisches Gebiet geht, diese
400 m werden als neutrales Gebiet erklärt. Doppelstreifen von uns und
später, als der Zoll die Grenze übernahm, Streifen in Stärke 1/6 des
VGAD überwachen die Grenze. Genaues Kartenmaterial brachte erst der Zoll
mit. Mit den Zollbeamten bestand ein recht gutes kameradschaftliches
Einvernehmen.
Während des
anstrengenden Streifendienstes in dem bergigen Gelände stellte sich als
empfindlicher Mangel heraus, dass das schon längere Zeit angeforderte
zweite Paar Stiefel nicht ankam. Viele Erkältungen der Mannschaften sind
nur auf diesen Umstand zurückzuführen.
In dem
Gasthaus richteten wir uns ganz gut ein , allerdings mussten wir
auf elektrisches Licht, Wasserleitung usw. verzichten. Nuhn und Bischof
entwickelten beachtliche Kochkünste, da wir uns selbst verpflegen
mussten, selbst Brennholz mussten wir uns selbst im Walde holen.
|
|
27. 11. 1938 Ansprache an
die Einwohnerschaft (Text hängt an) von Chubin. |
|
28. 11. 1938 Auf Befehl
des Befehlshabers der Ordnungspolizei im Sudetengau wird die gesamte
Polizei mit der Durchführung des Wahlkampfes beauftragt. Ein Plan für
die Veranstaltungen der 12. Hundertschaft liegt bei. |
|
4. 12. 1938 Wahldienst:
Schlepperdienst, Wachen usw. |
|
5. 12. 1938 Der Wegebau,
der unbedingt erforderlich war und vom zuständigen Bezirkshauptmann und
Straßenbauamt sofort genehmigt wurde, geht rüstig weiter; die
Oberleitung über 25 Arbeiter und 8 Gespanne hat Obw. Röhrig.
Zur
Erinnerung an unsere Arbeit erhielt die Straße die Bezeichnung
„Westfalendamm“ und gegenüber dieser Wegetafel errichteten wir eine
zweite Erinnerungstafel –beschriftet von Obw. Berhof - :
„Auf
Befehl des Führers rückte am 24.11.1938
das
Polizei-Batl. Kintrup in die „Brodeker –
Sprachinsel“ ein und führte sie heim ins Reich.
Stab, 7. Hundertschaft Bayern
8. „ Württemberger
12. „ Westfalen
Der
Einmarsch erfolgte auf dieser Straße „
Der
Marschbefehl für den 6. 12. 1938 kommt an. |
|
6. 12. 1938
6,30 Uhr
Antritt des Heimmarsches.
10,00 Uhr
ist Zwittau erreicht, 11,00 Uhr verabschiedet der Regt.-Kommandeur,
Oberst Riege, auf dem Marktplatz 5 Hundertschaften, den Abschluß bildet
ein Vorbeimarsch. Abends findet im „Braunen Haus“ ein gut gelungener
Kameradschaftsabend statt. Wie immer, wenn Soldatenlieder gesungen
werden mussten, sorgte der Zug Hamm in bewährter Weise für diesen
Programmpunkt.
Unterbringung in Massenquartier. |
|
7. 12. 1938
Entgegen des
Marschbefehles vom 5.12. erfolgt der Abmarsch schon heute und der
vorgesehene Ruhetag fällt weg.
08,00 Uhr
. Abmarsch bei strahlendem Sonnenschein über Landskron –
Schildberg – Mittelwald – Glatz – Neurode – Waldenburg – Landeshut.
In den
Höhenlagen von über 1000 m lag bereits Schnee.
Nur mit
einer kurzen Tankpause in Glatz erreichten wir das Tagesziel bereits
14,15 Uhr. Abermals fuhren wir bei Grulich durch eine starke
Befestigungslinie der ehemaligen tschechischen Armee, 10,20 Uhr fuhren
wir unter dem Schlagbaum weg und betraten damit nach 7 ½ wöchiger
Abwesenheit wieder den Boden des Altreiches. In Landeshut Unterbringung
in Massenquartieren. Zurückgelegte Wegestrecke 209 km. |
|
8. 12. 1938
Wiederum ist
strahlender Sonnenschein, als wir 8,15 Uhr den Weitermarsch antreten.
Wohl durch den schönsten Teil des Riesengebirges führte unser Marschweg;
unvergesslich wird allen der Anblick von Warmbrunn und die herrliche
Aussicht sein, die wir von der neuen Fassstrasse auf Ober-Schreiberhau
mit der strahlenden Schneekoppe hatten. Über Greiffenberg – Lauban –
Görlitz ( hier kurzes Tanken) Löbau – Bautzen erreichen wir gegen 16,00
Uhr Dresden, das Marschziel des zweiten Tages. Unterbringung in
Massenquartieren, zurückgelegte Strecke 340 km.
Dresden
wurde als erste Großstadt von allen Männern in vollen Zügen genossen. |
|
9. 12. 1938
Bei
herrlichem Sonnenschein Weitermarsch gegen 8,00 Uhr auf der Autobahn bis
Jena, kurze Tankpause und Weiterfahrt über Gera – Gotha – nach Eisenach,
das wir gegen 15,30 Uhr erreichen. Erstmalig Unterbringung in
Einzelquartieren. Zurückgelegte Strecke 269 km. |
|
10. 12. 1938
8,00 Uhr
Weitermarsch – mit einem kurzen Abstecher zur Wartburg – über Kassel –
Paderborn nach Wiedenbrück, das gegen 16,00 Uhr erreicht wird.
Unterbringung in Einzelquartieren, ein Kameradschaftsabend vereinigte
die gesamte 12. Hundertschaft letztmalig in froher Runde. Bei der
Einfahrt in Paderborn fällt die Limousine noch aus durch einen Schaden
am Motor. Nachdem sie während des ganzen Einsatzes fast 4000 km ohne
jede Störung hinter sich brachte. Das gleiche Pech trifft den Mlkw Krupp
(Pol.6409), als die Limousine abgeschleppt werden soll. Auf der Autobahn
bricht ein Ventil, das den Kolben durchschlägt. Als Ersatz wird der
große Streifenwagen gestellt. |
|
11. 12. 1938
Weitermarsch
in Wiedenbrück 10,00 Uhr. 14,00 Uhr wird die 12.
Hundertschaft geschlossen vom Musikzug der Pol.-Verwaltung
Recklinghausen an der Stadtgrenze eingeholt. Nach einem Vorbeimarsch
vor dem Pol.- Präsident Recklinghausen, SA- Bringadeführer Vogel,
Begrüßung auf dem Hof der Unterkunft Buer und endgültige Verabschiedung
der Züge vom Hundertschaftsführer, Hauptmann Kärgel.
16,00 Uhr
Ankunft in Hamm.
Im Hofe der
Ackerschule absitzen, Sachen Instandsetzen, Einmarsch in Hamm, unter der
Kapelle der SA- Standarte.
17,00 Uhr
Begrüßung – nach erfolgter Meldung – des Zuges durch den
Polizeidirektor. Den Abschluß bildete ein Vorbeimarsch. Im Speisesaal
war ein schmackhafter Imbiß bereitgestellt worden. |
|
12. 12. 1938
Sachenabgabe, Waffenreinigen, Sacheninstandsetzen, anschließend geht der
Zug 5 Tage in Sonderurlaub.
- Ende des Tagebuches – |
|
Mein besonderer Dank gilt dem leider
verstorbenen Kollegen Benno Dirkmann, der seine gesamten Unterlagen von
diesem Einsatz mir übergeben hat. Sie sind heute Bestandteil der
Polizeihistorischen Sammlung – Paul, im PP Hamm.
|
|